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Ein Mädchen schreibt das ABC mit farbiger Kreide in Großbuchstaben auf eine Tafel.

© dpa/Daniel Reinhardt

Chancengleichheit in der Bildung: Experten fordern eine neue Schule für alle Kinder

Eine Gruppe von Ärzten, Pädagogen und Psychologen ruft nach einer Neuausrichtung des Schulsystems. Lehrpläne und Personalausstattung müssten radikal reformiert werden, um allen Kindern gleiche Chancen zu bieten.

Regelmäßig bescheinigen Studien Deutschland, dass der Bildungserfolg hierzulande zu sehr von der sozialen Herkunft abhängt. Ärzte, Pädagogen und Psychologen wollen jetzt die Bildungspolitik in die Pflicht nehmen und fordern ein neues Schulkonzept. Die Schule soll keine reine Institution der Bildungsvermittlung mehr sein, sondern eine inklusive, ganztägige Einrichtung der Kinder- und Jugendförderung.

Immer mehr verhaltensauffällige Schüler landeten bei Psychologen und Medizinern, sagen die Experten, die sich in der Initiative „Deutsches Kinderbulletin“ zusammengeschlossen haben. Doch ihre Probleme mit Medikamenten oder Therapien zu lösen, funktioniere nicht. „Was genau an Schulen die Kinder krank macht, wissen wir noch nicht“, sagt Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, am Donnerstag bei der Vorstellung der Initiative in Berlin. „Aber wir wissen, dass es heute schlimmer ist, als in den früher streng reglementierten Schulen.“ Also muss sich die Schule ändern.

Passen sich Schüler nicht an, fallen sie durchs System

Sie soll vor allem stärker den Lebenswelten der Schüler entsprechen, kindgerechter sein. „Die Schule versteht sich zu sehr als Anbieter eines Bildungskanons“, sagt der Oldenburger Sonderpädagoge Heinrich Ricking. Passen sich Schüler nicht an, fallen sie durchs System.

Lehrpläne müssten entschlackt werden, fordert das Kindebulletin. Neben den klassischen Schulfächern seien auch Medien- und Gesundheitserziehung oder Suchtprävention gefragt. Die Initiative fordert auch neues Personal für die Schulen. Die Lehrkräfte müssten von dauerhaft angestellten Sozialarbeitern, Psychologen oder sogar medizinischen Kräften unterstützt werden werden – ein Vorbild ist hier die „school nurse“ in den USA, sagt Ricking.

Außerdem befürworten die Experten des Kinderbulletins das Modell der Ganztagsschule, auch um zu kompensieren, was Eltern aus den verschiedensten Gründen nicht leisten können. Das dürfe aber nicht bedeuten, dass den ganzen Tag unterrichtet werde. Stattdessen soll es mehr Raum für Arbeits- und Lerngemeinschaften nach den Interessen der einzelnen Schüler geben.

Ambitionierte Pläne - und wer finanziert sie?

Schwierig wird es bei einem Adressaten für diese ambitionierten Pläne. Bildung ist Ländersache und so müsste das Kinderbulletin 16 Bildungsministerien gewinnen, um die neuen Schulen auf den Weg zu bringen. Ulrich Fegeler vom Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte ist zuversichtlich: „Wir können in diesem reichen Land noch zulegen.“

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