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FU

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Denkmal: Für die Freiheit

Die Freie Universität Berlin setzt getöteten Gründungsstudenten ein Denkmal. Zehn FU-Studenten wurden zu Beginn der 50er Jahre wegen angeblicher Spionage von der DDR-Staatssicherheit verhaftet und in Russland erschossen.

„Den studentischen Einsatz für die politische und akademische Freiheit“ würdigt die FU jetzt mit einer Skulptur, die gestern vor dem Henry-Ford-Bau in Dahlem von Universitätspräsident Dieter Lenzen enthüllt wurde. „Perspektiven“, die 15 Tonnen schwere Arbeit des Berliner Bildhauers Volker Bartsch, gilt als derzeit „größte und komplexeste Bronzeskulptur Deutschlands“. „Das Denkmal ist ein Symbol für die Freiheit des Denkens und für die freie Entfaltung des Individuums“, sagte der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper, beim Festakt. „Die DDR war ein Unrechtssystem“, betonte Kulturstaatsminister Bernd Neumann. „Jede Verklärung etwa durch Ostalgie ist eine Verharmlosung.“

Die wuchtige Plastik, die der Universität von der Investmentbank Sal. Oppenheim gestiftet wurde, soll an die jungen Studenten erinnern, die in den Jahren 1950 bis 1952 von der Stasi verhaftet, durch sowjetische Militärtribunale auf deutschem Boden zum Tode verurteilt und dann im Butyrka-Gefängnis in Moskau erschossen wurden. Zumeist gehörten sie zum ersten Semester der 1948 gegründeten FU und hatten im Osten der Stadt unter anderem Flugblätter mit SED-kritischem Inhalt verbreitet oder sonst auf vergleichbar harmlose Weise gegen das stalinistische System agitiert.

Ins Visier des sowjetischen Geheimdienstes KGB geraten, wurden sie, oft auf Bahnfahrten innerhalb Ostdeutschlands, verhaftet und aus Deutschland entführt. Weder Angehörige noch Universitätsleitung wurden benachrichtigt, die Verschleppten, unter ihnen sowohl DDR- als auch BRD-Bürger, galten jahrzehntelang als verschollen.

Erst in den 90er Jahren begann die russische Menschenrechtsorganisation „Memorial“ mit einer systematischen Statistik der Opfer des Stalin-Terrors und stieß dabei auch auf die FU-Studenten. Irina Scherbakowa von Memorial und das Berliner Rechercheinstitut „Facts & Files“ rekonstruierten gemeinsam mit Jochen Staadt vom FU-internen „Forschungsverbund SED-Staat“ seit dem Jahr 2005 die Schicksale der Toten.

Die russische Regierung begann nach der Wende 1991 alle Opfer des Stalinregimes auf Antrag pauschal zu rehabilitieren; für zwei der getöteten Studenten wurden erst kürzlich Anträge gestellt. Eine offizielle Entschuldigung gibt es indes bislang nicht. Man werde im FU-Präsidium darüber beraten, die russische Regierung im Namen der Hinterbliebenen um eine offizielle Stellungnahme zu bitten, kündigte Lenzen an. 

Konstantin Sakkas

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