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Eine junge Wissenschaftlerin im Labor, die mit einem Mikroskop arbeitet.

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Deutsche Forschungsgemeinschaft: Warnung vor dem Kollaps

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fordert eine Fortführung der Programmpauschale. Ansonsten drohten Forschungsunis "zu kollabieren", warnt DFG-Präsident Strohschneider. Kritik gibt es auch an Formulierungen der geplanten Verfassungsänderung.

Wenn die Unis klamm sind, muss die DFG ran. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft sieht sich einer wachsenden Flut von Anträgen gegenüber – und nimmt das erneut zum Anlass, die mangelnde Grundfinanzierung der Hochschulen zu kritisieren. In der Einzelförderung erreichte die DFG im Jahr 2013 mit rund 12800 Anträgen 600 mehr als im Vorjahr – und 2800 mehr als 2009. Beantragt wurden dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Jahresbericht 2013 zufolge 3,4 Milliarden Euro in der Einzelförderung, 2009 waren es 2,6 Milliarden Euro. Der Antragsdruck sei eine direkte Folge der unzureichenden Grundfinanzierung der Universitäten, erklärte DFG-Präsident Peter Strohschneider. Dies drohe sowohl die Funktion von Drittmitteln als auch die der DFG zu verändern.

"Kreative Auslegungen" bei Bafög-Erleichterung befürchtet

Auf den Antragsrekord kann die DFG jedenfalls nicht mit höheren Bewilligungsquoten reagieren. Der Anteil der positiv beschiedenen Anträge sank gegenüber 2012 von 32 auf 31 Prozent. Damit sei die „besorgniserregende Negativdynamik“ der vergangenen fünf Jahre aber „offenbar zunächst gestoppt“, betont die DFG. Zwischen 2009 und 2012 war die Bewilligungsquote kontinuierlich von knapp 47 Prozent auf 32 Prozent gesunken.

Ob sich die Situation der Universitäten mit der Ende Mai erzielten Einigung in der großen Koalition sowie zwischen Bund und Ländern auf die Verteilung der Bildungsmilliarden nachhaltig verbessert, ist für die DFG nicht ausgemacht. Die „politische Verpflichtung“ der Länder, die frei werdenden Mittel aus dem Bafög, dessen Kosten der Bund komplett übernimmt, den Schulen und Hochschulen zu geben, lasse „kreative Auslegungen“ zu.

Länder-Geld soll Programmpauschale auf EU-Niveau bringen

Alarmiert sind die Forschungsförderer davon, dass bei der Einigung nicht auch die Programmpauschale erwähnt wurde. Sie ist bislang an den Hochschulpakt zur Schaffung zusätzlicher Studienanfängerplätze gekoppelt, der 2015 ausläuft. Die Programmpauschale, mit der Unis Infrastrukturkosten von Forschungsprojekten in Höhe von 20 Prozent der Fördersumme erstattet werden, sei „unverzichtbar, um den Standard der Forschungsunis wenigstens zu halten“, sagte Strohschneider. „Wenn sie wegfällt, kollabiert das System.“ Bund und Länder streiten über eine Beteiligung der Länder. Die DFG plädiert dafür, dass sie einen Aufschlag von fünf Prozent zahlen, so käme die Pauschale auf das EU-Niveau von 25 Prozent.

Overhead: DFG bescheinigt Unis verantwortungsvollen Umgang

Die Diskussion um die Verwendung von Overhead-Überschüssen an der Berliner Charité sieht die DFG gelassen. Nach einer Befragung von 67 Unis von 2013 werde mit dem Geld durchweg „überaus verantwortungsvoll umgegangen“, sagte Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek. Es sei ausdrücklich erlaubt, Mittel für größere Vorhaben anzusparen, keinesfalls dürften sie aber von der Forschung in die Krankenversorgung verschoben werden.

Nicht zufrieden ist die DFG mit dem Formulierungsvorschlag der Bundesregierung für den neuen Artikel 91 b im Grundgesetz. Denn zwar dürfte der Bund dadurch die Hochschulen gemeinsam mit den Ländern fortan dauerhaft fördern. Doch dass diese Vereinbarungen von Bund und Ländern die Zustimmung aller 16 Länder brauchen sollen, stört die DFG. Denn die Zustimmung zu wichtigen Exzellenz-Projekten wäre dann schwer zu erreichen. Strohschneider hofft auf Korrekturen durch Verfassungsrechtler, die sicher auf eine andere Formulierung drängen würden.

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