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Gefordert. Beim „Deutschlandstipendium“ zählt vor allem sehr gute Leistung.

© dapd

Deutschlandstipendium: Zum Start nur 1000 Stipendien

Die Wirtschaft reagiert zurückhaltend auf das "Deutschlandstipendium". Das Ziel von 10.000 Stipendiaten bis zum Jahresende erscheint unrealistisch. Laut Stifterverband liegen derzeit erst rund 1000 feste Zusagen vor.

Zum Auftakt fiel das Geld vom Himmel. Im Audimax der Humboldt-Uni warfen Studierende selbst gestaltete 300-Euro-Scheine mit dem Bild von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) von der Empore. Dazu riefen sie: „Bafög für alle.“ Hundertfach flog die Kritik den Gästen der Auftaktveranstaltung zum „Deutschlandstipendium“ am Dienstag in den Schoß: Von dem Begabtenstipendium profitierten vor allem Studierende aus bildungsnahen Elternhäusern, erklären die Aktivisten. Die Beteiligung der Wirtschaft werde dazu führen, dass vorrangig wirtschaftsnahe Fächer gefördert werden.

„Ein attraktiver Hochschulstandort wie Deutschland kann nicht nur mit dem Bafög auskommen“, hielt Schavan Kritikern entgegen. Es brauche eine Stipendienkultur. Schavan berief sich auf die soziale Komponente des Programms. Es gehe nicht nur um die besten Studienleistungen, sondern darum, „interessante, engagierte junge Leute zu fördern, die ihre Möglichkeit zur Gestaltung der Gesellschaft wahrnehmen“. Die Hochschulen sollen bei der Auswahl neben guten Noten auch soziales Engagement oder „besondere familiäre Umstände“ wie einen Migrationshintergrund berücksichtigen. Doch das ist eine Kann-Bestimmung.

Für ihren Anteil von 150 Euro monatlich pro Stipendium, für den sie zudem eine kräftige Steuerentlastung bekommen, haben Unternehmen ein gewichtiges Wort bei der Platzierung. Sie können bestimmen, in welchen Fächern ihre Stipendiaten studieren sollen. Die Telekom etwa, die 360 Stipendien stiftet, investiert in Mathematik, Informatik und Technik.

Doch die Wirtschaft reagiert zurückhaltend. Das Ziel von 10.000 Stipendiaten bis zum Jahresende erscheint unrealistisch. Stipendien sagten am Dienstag zwar auch BASF (100) und Allianz (25) zu. Laut Stifterverband liegen derzeit aber erst rund 1000 feste Zusagen vor, und nur die Hälfte der Hochschulen hat sich bislang mit dem Thema befasst – was nicht heißt, dass sie auch Stipendien anbieten. „Schavans Stipendienprogramm krankt am Geiz der Unternehmen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke (Die Linke). Ernst Dieter Rossmann (SPD) kritisierte, dass die Hochschulen alle Risiken tragen müssten. Kai Gehring (Grüne) sagte, die geringe Stipendienzahl sei die „Quittung für ein handwerklich schlecht gemachtes Gesetz“. Förderzeiten von zwei Semestern und der Verlust des Stipendiums beim Hochschulwechsel widersprächen dem Studienalltag.

In Berlin startet nur die HU – mit 15 Stipendien. Fünf kommen von der Bayer AG, je fünf von der Stiftung und der Universitätsgesellschaft der HU. FU und TU wollen erst zum Wintersemester starten, ebenso die Beuth-Hochschule. Andere Fachhochschulen lassen noch offen, ob sie sich überhaupt beteiligen. Die Europa-Universität in Frankfurt (Oder) hat dagegen mit 60 Zusagen ihre Jahresquote von 0,45 Prozent Stipendiaten pro Uni überschritten.

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