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Fundort. Die Höhle auf Sumatra, in der sich die ersten Menschenspuren Asiens fanden.

© Julien Louys

Die ersten Asiaten: Frühe Urwaldbewohner auf Sumatra

Bereits vor rund 68.000 Jahren lebten „moderne“ Menschen in Asien – in einer Höhle im Regenwald Indonesiens.

Die Karsthöhle „Lida Acer“ in den Bergen der indonesischen Insel Sumatra ist Frühmenschenforschern ein Begriff. Bereits 1888 bis 1890 hatte Eugène Dubois dort einen oberen Schneide- und einen Backenzahn ausgegraben, die denen eines modernen Menschen ähnelten. 1891 fand der Holländer auf der Nachbarinsel Java den Schädel und einen Oberschenkelknochen des Java-Menschen. Er gehört zur Art Homo erectus, von der auch die modernen Menschen abstammen.

Dieser Fund machte Dubois berühmt, die beiden vorher entdeckten Zähne dagegen gerieten ein wenig in Vergessenheit. Schließlich war weder klar, von welcher Art sie stammten, noch wie alt sie waren. Bis sich Kira Westaway von der Macquarie-Universität in Sydney und ihre Kollegen aufmachten, um Lida Acer und die dort gefundenen Zähne mit modernen Methoden zu untersuchen. Im Fachblatt „Nature“ berichten die Forscher, dass die Zähne von „modernen“ Menschen stammen, die dort vor 68 000 Jahren lebten.

Das wirbelt unter Frühmenschenforschern ähnlich viel Staub auf wie der Fund des Java-Menschen, der damals als fehlendes Glied zwischen Mensch und Menschenaffen galt. Heute wissen die Forscher, dass die Wiege des Homo erectus in Afrika stand und dass die Art sich wohl vor 1,8 Millionen Jahren aufmachte, Asien und Europa zu erkunden. Dubois hatte die Überreste eines Nachkommens dieser Auswanderer gefunden, der vor rund einer Million Jahre auf Java lebte.

Vor mindestens 300 000 Jahren entstand der moderne Mensch

Viel später entwickelte sich aus Homo erectus vor mindestens 300 000 Jahren in Afrika der moderne Homo sapiens. Auch ihn zog es in die weite Welt. Abgesehen vom heutigen Israel, wo Homo sapiens bereits vor 110 000 Jahren auftauchte, gab es nirgends in Europa und Asien sichere Hinweise auf moderne Menschen aus dieser Epoche.

Im Erbgut hatten Forscher allerdings Indizien gefunden, dass Homo sapiens Afrika vor mindestens 75 000 Jahren verlassen und vor mehr als 60 000 Jahren auf den Inseln Südostasiens gelebt hatte. Nur fehlten zu diesen Ergebnissen konkrete Spuren in Form von Überresten dieser Auswanderer und ihrer Nachkommen. Vielleicht gab es diese Fossilien in der Karsthöhle Lida Acer?

In der Höhle: Zähne von Nashörnern, Schweinen - und Menschen

Im September 2015 brachen die Forscher in die Bergwelt Indonesiens auf. In der vorderen Kammer der Höhle fanden die Forscher den Tropfstein, den bereits Dubois beschrieben hatte. In der hinteren konnten sie Zähne verschiedener Tiere von Nashörnern bis zu Schweinen bergen. Alle waren zur gleichen Zeit dort abgelagert worden wie die beiden Menschenzähne.

Eine exakte Analyse der Zähne bestätigte, dass sie in einem Homo-sapiens-Kiefer steckten. Damit ist der bisher älteste Nachweis moderner Menschen außerhalb von Afrika (und Israel) unter Dach und Fach. Obendrein bewiesen die Forscher, dass moderne Menschen schon damals im Regenwald lebten. Dort schwankt das Angebot an Essbarem erheblich, Tiere mit nahrhaftem Fett sind eher selten. Nur wer gut plant, kommt zurecht. Genau das schaffte Homo sapiens offensichtlich. Bisher nahmen viele Forscher dagegen eher ein Leben an den nahrungsreichen Küsten Südostasiens an.

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