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International nach vorne kommen. Für Berlin bietet sich in der nächsten Exzellenzinitiative auch eine Kooperation zwischen ganzen Unis an, meint Jürgen Zöllner, Vorstand der Stiftung Charité und Vorsitzender des FU-Kuratoriums.

© Tim Brakemeier/dpa/p-a

Die nächste Exzellenzinitiative: Ex-Senator Jürgen Zöllner: Elite-Uni wird man nur mit Cluster

Berlins früherer Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) findet, nur vergangene Leistungen einer Uni sollen nicht reichen, um eine "Exzellenz-Prämie" zu bekommen

Jürgen Zöllner hält den Vorschlag der Imboden-Kommission, in der nächsten Exzellenzinitiative Unis für bereits erreichte Erfolge in der Forschung zu prämieren, für „interessant“: „Die Mittel würden so unbürokratisch und schnell verteilt“, sagte Zöllner, Vorstand der Stiftung Charité und Vorsitzender des Kuratoriums der FU, dem Tagesspiegel auf Anfrage. Die Gefahr, dass die Politik ein Mittel der Steuerung aus der Hand gibt, wenn sie keine „Zukunftskonzepte“ mehr von den „Exzellenzunis“ verlangt, sieht Berlins früherer Wissenschaftssenator (SPD) nicht: „Die Wirkung der Zukunftskonzepte wurde sowieso überschätzt. Und wenn eine Uni in zehn Jahren nicht geschafft hat, ihre Strukturen zu verbessern, dann schafft sie es in weiteren zehn Jahren auch nicht.“

Allerdings sollten die Mittel nicht allein nach bereits erbrachter Forschungsleistung verteilt werden, wie die internationale Expertenkommission um den Umweltphysiker Dieter Imboden vorschlägt. „Es muss auch ein in die Zukunft weisendes Element geben“, sagt Zöllner. Als „zentrale Voraussetzung“ dafür, ob eine Uni die Prämie bekommt, solle sie in der neuen Runde des Exzellenzwettbewerb „eins, besser zwei Cluster aus verschiedenen Bereichen“ eingeworben haben. „Nur wenn eine Universität dies geschafft hat, ist es glaubhaft, dass sie auch in Zukunft forschungsstark ist“, sagt Zöllner. Das entspricht dem Vorschlag, den Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bereits in die Bund-Länder-Verhandlungen eingespeist hat (ein Interview dazu mit Theresia Bauer finden Sie hier).

Zöllner regt zusätzlich eine "Standortprämie" an

Für die ausgewählten Unis regt Zöllner zusätzlich eine „Standortprämie“ an, wenn sie ein „Standortkonzept“ zur Zusammenarbeit mit einer anderen Uni in der Nähe vorlegen, etwa zur Lehrerbildung oder zur technischen Infrastruktur. In Frage komme dies für Berliner und Münchner Unis, auch Aachen, Köln und Bonn könnten in einem oder mehreren Bereichen zusammenarbeiten, ebenso Mainz, Darmstadt und Frankfurt. Aufwendige Anträge sollten dafür nicht nötig sein, sagt Zöllner, sondern nur schlanke Skizzen, die vom Sitzland und dem Bund oder einer kleinen Kommission des Wissenschaftsrats formlos „auf Plausibilität“ geprüft werden würden.

Die Prämie solle ein Anreiz für zusätzliche Kooperationen sein. Die Präsidien der Unis sollten die Prämien dann nutzen, um ihr Initiativrecht zur Geltung zu bringen. Diese Mittel könnten, wie auch die von der Imboden-Kommission vorgeschlagene zusätzliche „Universitätsprämie“ von 20 Prozent auf Cluster, gerade auch dafür verwendet werden, andere Bereiche neben den Clustern strategisch zu stärken: Die Idee von Prämien sei „ein geschickter Schachzug der Imboden-Kommission“, sagte Zöllner.

Frei von politischen Einflüssen wäre das Ranking nicht

Die Imboden-Kommission hatte am Freitag vorgeschlagen, in der kommenden Exzellenzinitiative die besten zehn Unis in Deutschland aufgrund bereits existierender Forschungserfolge mit jährlich 15 Millionen Euro zu belohnen, etwa auf der Basis ihrer eingeworbenen Drittmittel und Preise (hier zum Bericht der Imboden-Kommission). Dass damit, wie etwa von Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Bauer betont, das Verfahren nahezu frei von politischen Einflüssen wäre, glaubt Zöllner allerdings nicht. Welche Unis am Ende prämiert würden, werde schließlich maßgeblich davon abhängen, wie man die verschiedenen Indikatoren gewichtet.

Hochschulorganisationen loben den Imboden-Vorschlag

Von verschiedenen Hochschulorganisationen wird der Vorschlag der Imboden-Kommission ebenfalls positiv bewertet. Hans Jürgen Prömel, Präsident der Gruppe der großen technischen Universitäten „TU9“ erklärte, die „Exzellenzprämie“ sei gut geeignet, „den Wettbewerb noch transparenter zu gestalten und Verfahren zu vereinfachen“. Allerdings müsse es klare Kriterien geben, die auch einen Auf- und Abstieg von Universitäten ermöglichen. Peter-André Alt, Vorstandsvorsitzender der medizinführenden Universitäten „German U15“ teilte mit: „Dieses Verfahren ist deutlich einem neuen, zeitraubenden Wettbewerb von Zukunftskonzepten vorzuziehen.“ Die „German U15“ unterstützen auch den Vorschlag der Imboden-Kommission, die laufende Phase des Exzellenzwettbewerbs um zwei Jahre ins Jahr 2019 zu verlängern, um „hinreichend Zeit für die Beantragung und Begutachtung neuer Vorhaben“ zu gewinnen.

Auch der Hochschulverband lobt den Vorschlag der Imboden-Kommission, den bestehenden Zeitdruck aus dem Verfahren zu nehmen. Positiv sei auch, dass die Kommission die Exzellenzinitiative weiterhin „auf die Förderung der universitären Spitzenforschung“ ausrichten und sie nicht „durch die Ausweitung auf Fachhochschulen, die Lehre oder den Wissenstransfer verwässern“ wolle. Außerdem werde der von Teilen der Politik befürworteten Förderung von „Spitzenregionen” eine klare Absage erteilt. „Wissenschaftliche Exzellenz muss sich in erster Linie nach Leistung und nicht nach regionalem Proporz bemessen”, erklärte der Präsident des Verbandes, Bernhard Kempen.

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