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Dieter Scheffner: Vorkämpfer der Reform

Ohne ihn wäre der Berliner Reformstudiengang Medizin nie zustande gekommen. Zum Tod des Charité-Kinderarztes Dieter Scheffner.

Der Dekan des Virchow-Klinikums über drei Amtsperioden (von 1987 bis 1995) hat nicht nur die Fusion der Medizin von Freier und Humboldt-Universität mitgestaltet, er hat auch gegen Widerstände den Plan zu einem modernen Curriculum nach internationalen Vorbildern klug und beharrlich weiterentwickelt und schließlich verwirklicht – zusammen mit Studierenden.

Die Initiative dafür hatten Medizinstudenten während des großen „Unimut“-Streiks 1988/89 ergriffen. Scheffner stand von Anfang an hinter ihnen und verhandelte zäh und geschickt mit Politikern und Sponsoren. Er war ein Hochschullehrer, der diesen Namen verdiente. Das Lehren lag ihm mindestens so am Herzen wie das Forschen und das Behandeln.

Der Professor für Kinderneurologie mit den Schwerpunkten Epilepsie und Entwicklungsneurologie leitete neuropädiatrische Abteilungen in Homburg/Saar, Heidelberg und Berlin, außerdem das Berliner Max-Bürger-Zentrum für die Behandlung behinderter Kinder. Alle, die bei ihm studierten oder mit ihm arbeiteten, kannten ihn als aufrechten, integren, vorbildlichen und immer bescheiden im Hintergrund Bleibenden, den man jederzeit um Rat fragen konnte.

Scheffners über die Grenzen Berlins hinaus anerkanntes Engagement für die überfällige Reform des Medizinstudiums wurde mit dem Ehrendoktor belohnt. Die Arbeitsgruppe Reformstudiengang Medizin leitete er von 1989 bis 1998 und stand ihr mit seiner großen Erfahrung als Beauftragter der Fakultät auch danach zur Verfügung.

Ehe Dieter Scheffner am 24. Juni nach langer Krankheit im Alter von 79 Jahren starb, konnte ihm noch berichtet werden, dass das zeitweise gefährdete Reform-Curriculum gesichert sei. „Der Reformstudiengang ist fest etabliert und wird in den Modellstudiengang übergehen“, sagte Charité-Chef Karl Max Einhäupl unlängst auf einer Konferenz über die Zukunft der Lehre. Und der Berliner Wissenschafts-Staatssekretär Hans-Gerhard Husung fügte hinzu, das erfolgreiche und international renommierte Reform-Curriculum werde „solange fortgeführt werden, bis der Modellstudiengang steht“, der die Ausbildung aller Berliner Medizinstudenten modernisieren soll.

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