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Einmaliger Fund. Die bisher ältesten fossilen Überreste von Dinosaurier-Embryos zeigen erstmals, wie die Tiere in Eiern heranwuchsen.

© dpa

Dinosaurier: Aus dem Ei gepellt

Winzige Überreste von Eierschalen und versteinerte Embryonen erlauben es, die frühe Entwicklung der Urechsen zu rekonstruieren.

Wissenschaftler haben mit Hilfe der ältesten bisher bekannten versteinerten Dinosaurier-Embryos ein Rätsel gelöst. Sie konnten zeigen, wie die Urtiere im Ei heranwuchsen. Möglich wurde die neue Entdeckung durch Fossilienfunde in China. Die Knochen sind 190 Millionen Jahre alt. Es fanden sich sogar winzige Überreste von Eierschalen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“ (Band 496, Seite 210).

Während ihrer Embryonalentwicklung hätten die Dinosaurier vermutlich in ihren Eiern herumgestrampelt. Durch die Bewegungen ihrer Muskeln stärkten sie ihre Knochen für das Leben nach dem Schlüpfen, genau wie heutige Vogelembryos das auch machen. „Wir öffnen ein neues Fenster in das Leben der Dinosaurier“, sagt Dino-Forscher Robert Reisz von der Universität von Toronto Mississauga. „Das ist das erste Mal, dass wir in der Lage sind, das Wachstum embryonaler Dinosaurier während ihrer Entwicklung nachzuvollziehen. Unsere Ergebnisse werden das Verständnis von der Biologie dieser Tiere nachhaltig beeinflussen.“

Fossile Dinosaurier-Embryos sind sehr selten. Fast alle bisher gefundenen Knochen stammen aus der Kreidezeit und sind damit viel jünger als die nun entdeckten Fossilien. Sie werden dem frühen Jura zugeordnet. Insgesamt untersuchten die Forscher um Reisz, darunter auch Kollegen der Universität Bonn, rund 200 Knochen. Sie gehörten zu 20 Embryos. Gefunden wurden sie in einem Knochenbett in der heutigen Provinz Yunnan im Südwesten Chinas. Dort lagen allerdings keine kompletten Skelette, sondern einzelne Knochen, die nicht mehr in Eiern steckten. Winzige Überreste von Eierschalen fanden die Forscher aber auch, es sind die bisher ältesten überhaupt.

„Das Faszinierendste ist vielleicht, dass diese Embryonen überhaupt erhalten geblieben sind“, sagte Koen Stein von der Universität Bonn. „Solche Strukturen sind zerbrechlich, man denke nur an ein neugeborenes Küken. Dass wir diese untersuchen können, fast 200 Millionen Jahre nachdem sie verschüttet wurden, ist ein echtes Privileg.“ Da sich die Dino-Knochen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befanden, stammen sie aus unterschiedlichen Nestern, berichten die Wissenschaftler. Sie vermuten, dass die Knochen zu Dinosauriern aus der Gruppe der Sauropodomorpha gehören.

Vermutlich waren es Dinosaurier aus der Gattung Lufengosaurus, die zu dieser Zeit in der Fundregion weit verbreitet war. Reisz und seine Mitarbeiter untersuchten die Fossilien sehr genau, unter anderem die Oberschenkelknochen. Sie waren zwischen zwölf und 22 Millimeter lang. Die innere Struktur der Knochen in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien spräche dafür, dass die Dinosaurier im Ei sehr schnell gewachsen sind, schreiben die Forscher. Möglicherweise bedeute dies auch, dass die Sauropodomorpha im Vergleich zu anderen Tieren ihrer Zeit eine eher kurze Brutzeit hatten.

Die Fähigkeit zum schnellen Wachsen blieb nach dem Schlüpfen offenbar erhalten. Das erkläre, warum die Tiere manchmal gigantisch groß wurden. Die innere Struktur des Oberschenkelknochens und die Ausprägung bestimmter Knochenvorsprünge deuteten darauf hin, dass die Dinosaurier-Embryos ihre Muskeln bereits im Ei benutzten, berichten die Wissenschaftler weiter. So bereiteten sie ihr Skelett auf das Laufen nach dem Schlüpfen vor. Im Inneren der Knochen fanden die Forscher noch Spuren organisches Material. Möglicherweise handele es sich dabei um Kollagen, ein Protein, das in Knochen typisch ist. dpa

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