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Schwache Ergebnisse. Seit 1982 werden FU-Studienanfänger in Mathe getestet. Foto: dpa

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Wissen: Dritte Wurzel aus Acht

Mathekenntnisse von Studienanfängern sind oft eingerostet. Aber sie lassen sich wiederbeleben.

Ein berühmtes Bonmot des englischen Mathematikers Godfrey Harold Hardy (1877–1947) lautet: „Es gibt drei Sorten von Mathematikern, solche die bis drei zählen und solche, die nicht bis drei zählen können.“ Das Lachen über diesen Scherz kann einem zuerst im Halse stecken bleiben, blickt man auf die Mathematikkenntnisse der Studienanfänger.

Seit 1982 testen wir mit denselben Aufgabenstellungen alle vier bis sechs Jahre die Studienanfänger im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität. Damit wollen wir herausfinden, ob solide Kenntnisse in Elementarmathematik vorhanden sind, die erst die Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium auch in nicht mathematischen Fächern sind. Denn etwa in BWL oder VWL muss Mathematik mit einer Klausur im Grundstudium abgeschlossen werden.

In unserem Test sind in 20 Minuten 26 Aufgaben aus folgenden Gebieten zu lösen: Klammerrechnung, Bruchrechnung, Binomische Formeln, Potenz- und Wurzelrechnung, einfache lineare und quadratische Gleichungen und Ungleichungen. Diese Themen werden teilweise schon ab der 6. Klasse, auf jeden Fall aber bis zum Abschluss der 10. Klasse behandelt. Auch in diesem Herbst haben wir die Studierenden wieder getestet.

Einige Kostproben (Lösungen stehen unten):

(1) Schreibe als gekürzten Bruch:

0,125 =

(2) Schreibe als Dezimalzahl:  7/3 =

(3) Berechne:  8 1/3=

(4) Berechne:  (2 3)2 =

(5) Löse nach x auf:  3x – 2 = 16

Das Abschneiden der 358 Studierenden im Jahr 2011 ist katastrophal und reiht sich damit „würdig“ in die Reihe der Eingangstests seit 1982 ein.

Der Test wird als nicht bestanden gewertet, falls von den 26 Aufgaben weniger als 13 richtig gelöst sind. Die Durchfallquote betrug 63 Prozent. Dass das weniger ist als im Testjahr 2004 (73 Prozent) ist nur ein schwacher Trost. Seit 1982 stieg die Durchfallquote von Test zu Test um sechs bis neun Prozent.

Ungenügende Kenntnisse mit weniger als zehn richtigen Antworten hatten in diesem Herbst 45 Prozent der Studierenden. Alle Aufgaben richtig lösen konnten nur zwei von 358. Insgesamt haben nur 4,5 Prozent sehr gute Leistungen mit 24 bis 26 richtig gelösten Aufgaben.

Wie sind diese erschreckenden Ergebnisse zu erklären? Die fehlenden Kenntnisse in Elementarmathematik zu Beginn des Studiums sind nicht Ausdruck mangelnder Fähigkeiten, diese elementaren Formeln und Regeln der Mathematik zu verstehen und anzuwenden, sondern vielmehr können sie wegen mangelnder Übung schnell in Vergessenheit geraten. Darum fallen die Ergebnisse schon nach einem nur zehnstündigen „Brückenkurs Mathematik“ deutlich besser aus: Das offenbar verschütt gegangene Wissen kann recht schnell wieder ins Bewusstsein gerufen werden. Unter den 209 nach dem einwöchigen Kurs getesteten Studierenden fielen nur noch 22 Prozent durch.

Diese Verbesserung löst wahrlich noch keinen Jubel aus. Sie ist jedoch ein klares Plädoyer für einen solchen Brückenkurs, der längst noch nicht überall angeboten wird. Mit geringem zeitlichen Aufwand lassen sich Defizite in der Elementarmathematik größtenteils beseitigen.

Herbert Büning war Professor für Statistik an der FU, Till Strohsal ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU.

Herbert Büning, Till Strohsal

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