zum Hauptinhalt
Ein Warnschild, das auf die Hygieneregeln auf dem MIT-Campus verweist.

© Maddie Meyer/Getty Images/AFP

Drohende Ausweisung von Gaststudierenden: DAAD-Stipendiaten in den USA offenbar kaum betroffen

In einem erneuten Digitalsemester sollen Gaststudenten in den USA ihr Visum verlieren. DAAD-Stipendiaten können wohl bleiben.

Das erneute Digitalsemester, das viele US-Universitäten als Konsequenz aus der anhaltenden Coronakrise planen, bedroht Gaststudierende aus aller Welt. Wer an einer Hochschule studiert, die im Wintersemester ausschließlich Online-Kurse anbietet, soll laut US-Einwanderungsbehörde ICE ausreisen oder an eine Hochschule mit Präsenzangeboten wechseln.

Ansonsten könnten sie ausgewiesen werden. Ausländischen Studierenden, die sich erfolgreich für eine online lehrende Uni beworben haben, sollten kein Visum erhalten. Die Einreise in die USA würde ihnen verweigert.

Die ICE kann sich dabei auf ihre Einreisekriterien berufen, nach denen Gaststudierende aus dem Ausland nur dann ein Visum erhalten, wenn sie ein Präsenzstudium antreten. Seit die US-Unis mit Beginn der Coronakrise im laufenden Semester wegen des Lockdowns und des social distancing flächendeckend auf digitale Lehrangebote umgestellt hatten, galt eine Ausnahmeregelung. Diese werde jetzt zurückgenommen, teilte die Einwanderungsbehörde Anfang Juli mit.

[Abonnenten können hier lesen, was Unis in Deutschland für das Wintersemester planen: "Die Uni darf nicht zum Corona-Hotspot werden"]

Wie viele Studierende aus Deutschland betroffen sind, ließe sich gegenwärtig nicht sagen, erklärte eine Sprecherin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) auf Anfrage des Tagesspiegels. Vor der Coronakrise kamen von rund einer Million ausländischen Studierenden in den USA 9000 bis 10.000 aus Deutschland.

Viele von ihnen seien aber im März und April wegen der Coronakrise aus den USA ausgereist beziehungsweise nach Heimataufenthalten nicht wieder eingereist.

Viele DAAD-Stipendiaten haben Visa für kulturellen Austausch

Für DAAD-Stipendiaten und -Stipendiatinnen jedenfalls sei die Ausreiseaufforderung offenbar weniger bedrohlich, weil ein Großteil von ihnen statt des einfachen Studierendenvisums F1 über ein J1-Visum für Studierende, die an Programmen des kulturellen Austausches teilnehmen, verfügt. Diese würden bislang von der Einwanderungsbehörde nicht infrage gestellt. „Noch sind wir aber dabei, den Status quo zu ermitteln“, sagte die Sprecherin.

[Mit dem Newsletter „Twenty/Twenty“ begleiten unsere US-Experten Sie jeden Donnerstag auf dem Weg zur Präsidentschaftswahl. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.]

Wie auch in Deutschland haben etliche große Universitäten – darunter Harvard, Cambridge und Princeton – angekündigt, wegen des Coronavirus weiterhin alle beziehungsweise den größten Teil ihrer Vorlesungen weiterhin online abzuhalten. Von den Bachelor-Studierenden, die auf dem Campus wohnen, soll maximal die Hälfte wieder in die Wohnheime einziehen, Zimmer dürfen nicht mehr doppelt belegt werden. Andere Universitäten und Colleges in den USA wollen aber auch zur Präsenzlehre zurückkehren.

Harvard und MIT beantragen einstweilige Verfügung

Die US-Eliteuniversitäten Harvard und MIT gehen nun juristisch gegen die Verschärfung der Visa-Regeln vor. Sie haben beim Bundesgericht in Boston den Erlass einer einstweiligen Verfügung beantragt.

Harvard-Präsident Lawrence Bacow kritisierte, die Regelung erwecke den Eindruck, als wolle die Trump-Regierung Druck auf Universitäten ausüben, die Hörsäle ohne Rücksicht auf Gesundheitsbedenken wieder zu öffnen. Trump hatte die Pläne für ein erneutes Digitalsemester scharf kritisiert: „Ich denke, dass sie es sich leicht machen, und ich denke, sie sollten sich schämen.“ (mit dpa)

Zur Startseite