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Ehe mit Cousine: Darwin und die Inzucht

Eine Angst trieb Darwin Zeit seines Lebens um: Dass er durch die Ehe mit seiner Cousine Emma Wedgwood die Gesundheit seiner Kinder beeinträchtigt habe. Genetiker haben nun den Stammbaum der Darwinfamilie untersucht und Darwins Befürchtung bestätigt.

Die Forscher aus den USA und Spanien analysierten 25 Ehen über vier Generationen. Dabei zeigte sich ein klarer Trend: Je näher die Eltern verwandt waren, desto schlechter stand es um die Gesundheit der Kinder. „Ich denke Darwin war zu Recht besorgt“, sagt Tim Berra, der die Studie geleitet hat.

Charles und Emmas erstes Kind Annie starb im Alter von zehn Jahren, Mary, das dritte Kind, kurz nach der Geburt. Das zehnte und letzte Kind, Charles junior, zeigte Entwicklungsstörungen, begann nie zu sprechen und starb noch vor seinem zweiten Geburtstag. Andere Kinder waren zum Teil über Jahre bettlägerig.

Um zu untersuchen, ob dies wirklich auf die nahe Verwandtschaft der Eltern zurückzuführen ist, berechneten die Forscher für 176 Kinder im Stammbaum, wie stark sie jeweils von Inzucht betroffen waren. Für die Kinder von Charles Darwin und Emma Wedgwood kamen sie auf einen Inzuchtkoeffizienten von 0,063. Das bedeutet, dass die Kinder 6,3 Prozent ihres Genoms von beiden Eltern identisch erhalten haben. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein defektes Gen durch eine gesunde Kopie des anderen Elternteils ausgeglichen wird.

Die hohe Sterblichkeit der Kinder (drei von zehn) sei vermutlich auf diese Inzucht zurückzuführen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Bio Science“. Außerdem seien drei von Darwins Kindern verheiratet, aber kinderlos gestorben. Möglicherweise seien sie auf Grund von Gendefekten unfruchtbar gewesen.

Darwin ahnte das. 1862 erschien sein Buch „Über die Einrichtungen zur Befruchtung britischer und ausländischer Orchideen durch Insekten und über die günstigen Erfolge der Wechselbefruchtung“. Es endet mit den Worten: „So teilt uns die Natur nachdrücklich mit, dass sie ständige Selbstbefruchtung verabscheut … Können wir daraus nicht auch in Übereinstimmung mit dem Glauben der meisten Züchter schließen, dass Ehen zwischen Verwandten ebenso nachteilig sind, dass ein unbekanntes Gut daraus erwächst, wenn sich Individuen vereinen, die über Generationen von einander getrennt gehalten wurden?“

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