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Wissen: Einhäupl regt Fusion an

„Charité und Vivantes in einem Unternehmen“

Was hilft der von Finanznöten geplagten Charité? Die Diskussion über eine Beteiligung des Bundes an der Berliner Universitätsmedizin hatte in den vergangenen Monaten eine andere Variante in den Hintergrund treten lassen – das Zusammengehen mit dem landeseigenen Klinikkonzern Vivantes. Jetzt bringt der Charité-Vorstandsvorsitzende Karl Max Einhäupl diese Möglichkeit wieder ins Spiel. Wenn die Berliner Politik wirkliche Synergien zwischen Vivantes und der Charité wünsche, „muss das unter einem gemeinsamen Vorstand geschehen“, sagte Einhäupl am Mittwochabend bei den „Berliner Wirtschaftsgesprächen“: „Dann muss es ein Unternehmen geben, in dem die Dinge von oben gesteuert werden.“

Als eigenständige Einrichtungen würden die Charité und Vivantes dagegen im Wettbewerb um Patienten immer als Konkurrenten agieren, selbst wenn beide dem Land gehörten. Noch sei die Zeit aber „nicht reif“ für ein Zusammengehen, sagte Einhäupl: „Da müssen viele Dinge geschehen.“ Wie ein gemeinsames Unternehmen organisiert sein könnte, sagte Einhäupl nicht. Das Szenario schließe eine Bundesbeteiligung an der Forschung der Charité gar nicht aus. Allerdings würde diese Gemengelage durchaus auch „Schwierigkeiten“ bereiten.

Der Berliner Senat hatte 2010 eine baldige Fusion von Vivantes und der Charité erst einmal ad acta gelegt. Allerdings gilt das Szenario langfristig weiterhin als Option. Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte Anfang des Jahres erneut eine Holding als Dach für die beiden Einrichtungen oder weitergehende „einheitlichere Strukturen“ vorgeschlagen.

Joachim Bovelet, der Vorsitzende der Vivantes-Geschäftsführung, forderte angesichts dieses Hin und Hers von der Berliner Politik eine „Gradlinigkeit in der Aussage, was man von uns will“. Beide Einrichtungen bräuchten „mehr Freiheit und weniger Bürokratie“. Die Kooperation von Charité und Vivantes sei „deutlich besser geworden“, werde aber immer wieder von bürokratischen „Kleinigkeiten“ durchkreuzt, die die Politik zu regeln versäume.

Als Beispiel nannte Bovelet den Bereich Catering. Dort könne ein gemeinsames Einkaufen Millionen sparen. Bisher scheitere dies daran, dass für Vivantes und die Charité unterschiedliche Regeln bei der Mehrwertsteuer gelten würden. „Die Politik hat uns da bisher leider nicht weitergeholfen“, kritisierte Bovelet.

Auch Charité-Chef Einhäupl forderte größere Entscheidungsfreiheiten. Im Wettbewerb mit privaten Klinikkonzernen komme er sich oft wie ein Hundertmeterläufer vor, der mit „verbundenen Augen, gefesselten Beinen und verschränkten Armen“ an den Start gehen müsse. Tilmann Warnecke

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