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Wissen: Einsteins Neuer ist ein Mathematiker Martin Grötschel leitet Berlins Exzellenzstiftung

Lange war die Einstein-Stiftung, die exzellente Forschung an Berliner Universitäten fördert und sie international sichtbarer machen soll, überaus umstritten. Mit Personal-Querelen und Finanznöten machte sie nach ihrer Gründung 2009 mehr von sich reden als mit herausragenden Projekten.

Lange war die Einstein-Stiftung, die exzellente Forschung an Berliner Universitäten fördert und sie international sichtbarer machen soll, überaus umstritten. Mit Personal-Querelen und Finanznöten machte sie nach ihrer Gründung 2009 mehr von sich reden als mit herausragenden Projekten. Der Mathematiker Martin Grötschel soll die Stiftung nun als feste Größe etablieren. Er wurde vom Stiftungsrat zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestimmt, am 15. Juni löst er Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner in diesem Amt ab.

Zöllner zeigte sich am Mittwoch mit der Wahl hochzufrieden. „Es ging darum jemanden zu finden, der ein großes Renommee in der Forschung hat und Akzeptanz in der Berliner Wissenschaft – auch als Kollege“, sagte Zöllner. Zudem sei die Stiftung durch seinen Wechsel vom Vorstand in den Stiftungsrat nun „wissenschaftsgeleitet und so politikfern, wie man es sich nur wünschen kann“.

Grötschel (62) ist Professor für Angewandte Mathematik an der Technischen Universität Berlin und Vizepräsident des Konrad-Zuse-Zentrums. Er war einer der Gründer und erster Sprecher des Matheons, des seit 2002 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschungsverbundes „Mathematik für Schlüsseltechnologien“. Als Forscher ist Grötschel hochdekoriert, er erhielt etwa den Leibniz-Preis und den Berliner Wissenschaftspreis. Vor eineinhalb Jahren wollte Grötschel TU-Präsident werden. Bei der Wahl unterlag er jedoch dem damaligen Vizepräsidenten Jörg Steinbach.

Von der Aufgabe, die Einstein-Stiftung zu leiten, sei er „überrascht“ worden, sagte Grötschel jetzt. Er werde sich in die Programmlinien einarbeiten und auch mit den Präsidenten der Universitäten über ihre Wünsche an die Stiftung sprechen. Sein neues Amt werde er ehrenamtlich ausüben, neben seiner Arbeit am Konrad-Zuse-Institut und verschiedenen anderen Verpflichtungen. Ob es der Stiftung gelingen werde, ihren Jahresetat von 15 Millionen Euro in diesem Jahr auszugeben, könne er noch nicht sagen, erklärte Grötschel auf Nachfrage. Ende 2009 hatte der Finanzsenator 33 Millionen Euro aus dem Stiftungsetat in den Kita-Ausbau umgeleitet. Grötschel geht davon aus, dass Mittel ins Folgejahr übertragen werden können. Um Zustiftungen wolle er sich bemühen, könne aber „keine Versprechungen machen“.

Den häufig von der Opposition im Abgeordnetenhaus geäußerten Einwand, die Exzellenzförderung könnte ohne eine Stiftung viel einfacher von der Wissenschaftsverwaltung verteilt werden, wies Grötschel zurück: „Einstein-Stiftung – dadurch bekommen Sie einen Namen, das ist etwas ganz anderes, als wenn das Geld aus der Verwaltung kommt.“

Die Kandidatensuche war nicht leicht. Im vorigen Jahr sagte Ernst Theodor Rietschel ab, ehemaliger Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Er hatte eine größere Autonomie der Stiftung gefordert und eine weitaus bessere Ausstattung der Geschäftsstelle. Das konnte Zöllner nicht zusagen. Grötschel betonte, er sei mit der Struktur der Stiftung zufrieden, vor allem weil die wissenschaftliche Kommission Förderentscheidungen allein nach Qualitätsmaßstäben treffe. Amory Burchard

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