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Elitewettbewerb: Gesucht: Leuchttürme der Forschung

Mit großer Spannung blicken Unipräsidenten und Professoren heute nach Bonn: Dort werden am späten Mittag die Sieger in der zweiten Runde des Elitewettbewerbs verkündet. Die acht Finalistinnen im Porträt.

An vielen Universitäten kommen die Präsidien und verantwortlichen Wissenschaftler zusammen, um gemeinsam die Entscheidung zu verfolgen – Freiburgs Rektor hat gleich 200 Wissenschaftler zu einem Fest geladen. Wir stellen die acht Finalistinnen vor.

Freie Universität Berlin

Die Freie Universität ist die größte Uni der Hauptstadt: 400 Professoren forschen in Dahlem, 34 400 Studierende sind hier eingeschrieben. In einem Zukunftskonzept musste die FU, genauso wie die anderen Hochschulen, erklären, wie sie „internationale Leuchttürme“ der Forschung werden wollen. Die Qualität der Zukunftskonzepte entscheidet mit darüber, wer den Elitestatus bekommt. Die FU will sich als „Internationale Netzwerkuniversität“ profilieren. Dafür will die FU unter anderem Außenstellen in den wichtigen Wissenschaftsmetropolen der Welt aufbauen und international gezielt Spitzenforscher rekrutieren. Bereits jetzt ist die FU – zusammen mit der Humboldt-Universität – die attraktivste deutsche Uni für internationale Spitzenforscher. Mit Heidelberg, Freiburg und Aachen gehört die FU zu den vier Kandidatinnen, die bereits in der ersten Runde des Wettbewerbs im Finale standen – damals aber scheiterten.

Humboldt-Universität zu Berlin

Berlin ist als einzige Stadt im Finale doppelt vertreten. Neben der FU hat es dieses Mal auch die Humboldt-Universität geschafft. Mit ihrem Zukunftskonzept will die Uni die Humboldt’schen Universitätsideale „ins 21. Jahrhundert übersetzen“ (so der Titel des Konzepts). Die HU (28 400 Studierende, 359 Professoren) setzt dabei stark auf Lebenswissenschaften, für die ein neues Institut am Fuße des Charité-Bettenhochhauses in Mitte errichtet werden soll. Die HU ist – wie auch die FU – in den meisten deutschen Rankings weit vorne zu finden. Stark ist die HU vor allem bei der Zahl der wichtigen Sonderforschungsbereiche. Mit denen der Charité, der gemeinsamen Berliner Universitätsmedizin, kommt sie auf 14, mehr hat keine andere deutsche Universität.

RWTH Aachen

Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule gilt als die forschungsstärkste technische Uni in Deutschland – und ist die einzige TU, die noch im Rennen ist. Die RWTH (30 000 Studierende, 400 Professoren) bewirbt sich mit einem Konzept, das vorsieht, Ergebnisse der Grundlagenforschung schneller zu marktreifen Produkten zu machen. Alle nicht ingenieurwissenschaftlichen Bereiche (also die Natur-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften sowie die Medizin) sollen konsequent auf die Technikwissenschaften ausgerichtet werden, damit die Forscher besser an technologischen Innovationen arbeiten können. Aachen ist mit Heidelberg die einzige Uni, die nach den Spielregeln des Wettbewerbs bereits für den Elitestatus qualifiziert ist. Dafür ist mindestens je ein Sieg auch in den beiden anderen Förderlinien notwendig. Aachen hat schon zwei Forschungscluster und eine Graduiertenschule durchgebracht.

Universität Bochum

Die Überraschungskandidatin: Mit dem Einzug der Ruhr-Universität (knapp 34 000 Studierende, 390 Professoren) hatten nicht viele gerechnet. Stark ist die 1965 gegründete Uni in der Medizin. Knapp eine Million Euro warb jeder Medizin-Professor im letzten Jahr ein, kein anderer Fachbereich an einer deutschen Uni kommt an diesen Wert heran (zum Vergleich: Die Berliner Charité kam auf 420 000 Euro pro Professor). Bundesweit in der Spitzengruppe ist die zweite noch im Rennen befindliche NRW-Uni auch bei der Zahl der Sonderforschungsbereiche. Gleichwohl landet Bochum in den Rankings der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) – bei denen jeweils alle Fächer gewertet werden – nur auf mittleren Plätzen. Das Elitekonzept sieht vor, die Spitzenforschung aus den Fakultäten herauszuholen und in fächerübergreifenden Abteilungen zu konzentrieren.

Universität Göttingen

44 Nobelpreisträger reklamiert die Georg-August-Universität für sich – ein „Göttinger Nobelpreiswunder“, so die Eigenwerbung. Zwölf Forscher wurden für Entdeckungen ausgezeichnet, die sie tatsächlich in Göttingen machten. Fast alle Preise gingen vor dem Zweiten Weltkrieg nach Niedersachsen. „Tradition – Innovation – Autonomie“ heißt der Titel des Elitekonzeptes, mit dem die Universität wieder eine „Spitzenuniversität von Weltrang“ werden will, wie es in dem Konzept heißt. Göttingen will mehrere Forschungszentren aufbauen, in denen Nachwuchswissenschaftler zu ausgewählten Themen interdisziplinär forschen können. Laut CHE-Ranking gehört die Uni (24 600 Studierende, 404 Professoren) zu den forschungsstärksten in Deutschland. Gemessen an der Zahl der Sonderforschungsbereiche liegt Göttingen nur im Mittelfeld.

Universität Heidelberg

Von den Spitzen von DFG und Wissenschaftsrat wurde die Ruprecht-Karls-Universität – wie auch Aachen – bereits im Vorfeld als aussichtsreiche Kandidatin gehandelt. Die älteste deutsche Uni (gegründet 1385) ist bis heute eine der bekanntesten im Ausland. Ihr Zukunftskonzept taufte die Uni (25 500 Studierende, 450 Professoren) im letzten Jahr selbstbewusst „The Heidelberg Way“. Damals scheiterte man im Finale. Jetzt ist das Konzept in „Heidelberg: Realising the Potential of a Comprehensive University“ umgetauft worden, es sieht also vor, das Potenzial einer Volluniversität auszuschöpfen. Das breite Fächerspektrum soll beibehalten und gestärkt werden. Kernstück soll ein Zentrum sein, in dem Forscher aus allen Bereichen interdisziplinär zusammenarbeiten. In den meisten Rankings ist Heidelberg weit oben zu finden.

Universität Konstanz

Die kleinste Uni, die noch im Rennen ist. 174 Professoren forschen am Bodensee, 10 000 Studierende sind hier eingeschrieben. In absoluten Zahlen kann Konstanz etwa bei den Drittmitteln nicht mit der Konkurrenz mithalten. Misst man die Gelder aber pro Forscher, steht Konstanz gut da: Nur Aachen mit seinen wirtschaftsnahen Ingenieurwissenschaften ist besser. Die große Stärke der Konstanzer sind die Geistes- und Sozialwissenschaften. So konnten die Forscher in der ersten Runde das einzige geisteswissenschaftliche Forschungscluster durchbringen, in dem jetzt die kulturellen Grundlagen von Integration erforscht werden. Mit seinem Zukunftskonzept („Modell Konstanz – Towards a culture of creativity“) will die Uni zu einem führenden Zentrum für junge Spitzenforscher werden.

Universität Freiburg

Die Albert-Ludwigs-Universität ist die dritte Uni aus Baden-Württemberg im Finale. Laut CHE ist sie die forschungsstärkste mittelgroße deutsche Hochschule (22 000 Studierende, 380 Professoren). Die Cluster und Graduiertenschulen, die Freiburg in den anderen Wettbewerbslinien im Rennen hat, stützen sich auf die Lebenswissenschaften – das Uniklinikum ist nach der Berliner Charité eines der größten in Europa. Auch Freiburgs Antrag für den Elitestatus sieht vor, ein Zentrum aufzubauen, in dem Spitzenwissenschaftler unbehelligt von Lehrverpflichtungen forschen können.

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