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Wissen: „Enormer Erwartungsdruck“

Wissenschaftsrat soll große Fragen beantworten.

Kommt es bald zu einer Verfassungsänderung, die es dem Bund erlauben würde, Hochschulen dauerhaft als Ganzes, also „institutionell“, zu fördern? Thomas May, Generalsekretär des Wissenschaftsrats, will öffentlich lieber keine Prognose wagen. Das Thema sei einfach „zu delikat“, sagte May am Montag vor Journalisten in Berlin. Jedenfalls gebe es Signale aus der Politik, wonach die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Zukunft des deutschen Wissenschaftssystems noch Eingang in mögliche föderale Reformen finden werden.

Das Gremium stehe dabei „unter enormem Erwartungsdruck der Politik“, sagte May: „Mir ist schleierhaft, wie wir da was Vernünftiges abliefern sollen.“ Bund und Länder haben den Wissenschaftsrat vor kurzem damit beauftragt, ein großes Bild über die wünschenswerte Entwicklung der deutschen Wissenschaft zu entwerfen. Das Gremium hat für seine Verhältnisse nur wenig Zeit: Bis zum März 2013 soll die etwa zehnköpfige Arbeitsgruppe unter Leitung des Vorsitzenden des Wissenschaftsrat, Wolfgang Marquardt, ihre Empfehlungen vorlegen.

Vor allem soll die AG aber nicht einfach die Arbeit der Politiker übernehmen und darüber nachdenken, wie sich der Bund stärker bei der Finanzierung der Wissenschaft nützlich machen könnte. Vielmehr soll der Wissenschaftsrat inhaltliche Fragen behandeln, aus denen die Politik dann finanzielle und föderale Notwendigkeiten ableiten kann. So werde die AG etwa über die Rolle des Bevölkerungsrückgangs im Osten nachdenken, über die zunehmende Privatisierung hochschulmedizinischer Standorte oder auch über die Frage, ob etwa die Fusion der Charité-Forschung mit dem außeruniversitären Helmholtz-Zentrum Max Delbrück zukunftsweisend ist, sagte May.

Schon jetzt habe der Wissenschaftsrat Bund und Ländern ein „informelles Gesprächsangebot“ gemacht, wie sich die Finanzierung von Hoch- und Höchstleistungsrechnern neu gestalten lässt. Der Wissenschaftsrat hält eine neue Förderlinie für nötig. Der Bedarf an Rechenleistungen steige rasant an, weil immer mehr Wissenschaftler Experimente simulieren, sagte May. Doch nicht nur die Anschaffung neuer Rechner sei teuer, sondern zumal Personal und Strom.

Bei der Ausstattung der Wissenschaft mit Rechnern habe sich die „Leistungspyramide“ bewährt, heißt es in dem Papier, das der Wissenschaftsrat jetzt verabschiedet hat. An der Spitze steht der Stuttgarter Hochleistungsrechner. Auf der Liste der 500 weltweit schnellsten Computer rangiert er auf Platz 12. Das Stuttgarter Rechenzentrum ist mit den beiden anderen deutschen Spitzenrechnern in Jülich und München zum „Gauss Centre for Supercomputing“ zusammengeschlossen. Mit 400 Millionen Euro wird es von den Sitzländern und dem Bund ausgebaut. Der Wissenschaftsrat plädiert dafür, dass in jeder Leistungsklasse der Pyramide mehrere „Kompetenzzentren“ eingerichtet werden, die methodische Forschung betreiben. Anja Kühne

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