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Epidemiologie: Malaria-Karte bringt gute Neuigkeiten

In weiten Gebieten mit Ansteckungsrisiko ist die Übertragungsrate gering.

Etwa 2,4 Milliarden Menschen leben in Gegenden, in denen das Risiko besteht, sich mit der tödlichsten Form der Malaria anzustecken. Eine neue Studie erbrachte jedoch gute Neuigkeiten: Eine Milliarden von ihnen lebt in Gebieten, in denen die Übertragungsraten so gering sind, dass die Krankheit leicht unter Kontrolle zu bringen oder gar auszurotten sein dürfte.

Die Studie wurde durch das Malaria Atlas Project, eine Zusammenarbeit zwischen dem Team von Bob Snow am Kenyan Medical Research Institute in Nairobi und Wissenschaftlern an den Universitäten von Oxford, Großbritannien, und Florida in Gainesville, in PLoS Medicine veröffentlicht (1). Sie sammelten weltweit Daten zur Übertragung von Malaria und schufen eine Karte, die sie als die umfangreichste seit der nun obsoleten von 1968 bezeichnen.

Die Karte zeigt, dass die Prävalenz für eine Übertragung durch den tödlichsten Malaria-Parasiten, Plasmodium falcipaarum, in Afrika am höchsten ist - was nicht überrascht. Auf dem Kontinent befinden sich nahezu alle Regionen, in denen mehr als die Hälfte der Kinder mit dem Parasiten infiziert ist. Die Übertragungsraten nördlich und südlich des Gürtels mit dem größten Risiko sind jedoch wesentlich niedriger als bislang angenommen, wird berichtet.

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Karte Spender und Gesundheitsorganisationen dabei unterstützt, ihre Ressourcen gezielter einzusetzen, zum Beispiel für mit Insektiziden behandelte Moskitonetzte, um die Malaria zu bekämpfen.

Snows Team plant, die Karte zu verfeinern und mit Daten darüber, wohin das Geld zu Malaria-Bekämpfung fließt, abzugleichen. Bereits jetzt vermuten die Wissenschaftler, dass nicht genügend Geld nach Südostasien und Westpazifik-Region fließt, wo der Karte zufolge 47 Prozent der Weltbevölkerung mit einem hohen Risiko beheimatet ist. Nigeria, mit einer Bevölkerung von 150 Millionen Menschen, ist hoch endemisch und scheint ebenfalls vernachlässigt.

Daten durchforsten

Die Wissenschaftler arbeiteten sich durch 4.278 Berichte mit Daten zur Anzahl der Menschen mit Malaria zwischen 2002 und 2006 sowie jährlichen Daten der Weltgesundheitsorganisation, z.B. zur Zahl der Parasiten. Da derartige Daten häufig uneinheitlich und von mangelnder Qualität sind, bezogen die Forscher ebenfalls Klimamodelle ein, die genutzt werden können, um Vorhersagen zum Übertragungsrisiko zu treffen. Unterhalb bestimmter Temperaturen leben beispielsweise Moskitos nicht lange genug, um P. falciparum zu übertragen. Regen und Dürre beeinflussen das Überleben der Moskitos und die Krankheitsübertragung ebenfalls.

Anschließend bezogen sie Risikoschätzungen für eine weltweite Population ein, um Muster für die Anzahl der Menschen mit dem Risiko einer Malaria-Erkrankung zu erhalten. Sie klassifizierten Gebiete als entweder endemisch, wo das Übertragungsrisiko moderat bis hoch ist (rot gezeichnet), oder als intermittierend und instabil mit einem niedrigen Übertragungsrisiko (pink gezeichnet) - weniger als ein Fall auf 10.000 Menschen pro Jahr. Es ist geplant, in diesem Sommer weitere detailliertere Karten zu veröffentlichen, in denen die Kategorien weiter abgestuft sind.

Zurzeit geben die großen pinkfarbenen Gebiete einige Hoffnung, die Malaria kontrollieren zu können. "Wir waren überrascht, dass die Gegenden eine so große Prozentzahl der Population mit einem Risiko einschlossen", erklärt Simon Hay, Wissenschaftler des Malaria Atlas Project an der University of Oxford.

Mit breitem Pinsel gezeichnet

Wissenschaftler sind uneins hinsichtlich der Frage, wie nützlich die Karten sein werden. Mark Grabowsky, Koordinator des Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria, sagt es handle sich um eine "außergewöhnliche Leistung" mit einem "großen Nutzen" bei der Bekämpfung der Malaria.

Judy Omumbo und Madeleine Thompson vom International Research Institue for Climate and Society in New York bezeichnen die Veröffentlichung hingegen als "sehr karg". Sie fügen hinzu, dass verschiedene Datensätze und unterschiedliche Klimamodelle sehr unterschiedliche Risikoschätzungen für dieselben Gebiete ergeben.

Burton Singer, Experte für Krankheitsdemographie an der Princeton University in New Jersey, sagt, das "mit dem breiten Pinsel gezeichnete Bild" sei ein hilfreicher "erster Schritt", um Prioritäten zu setzen. Er denkt jedoch, dass es örtliche Gegebenheiten bei der Malariaübertragung ignoriert.

Hay räumt ein, dass die neuen Karten ein erster Schritt sind. "Soweit zu kommen, war schon ein Unternehmen herkulischen Ausmaßes", sagt er. "Sie sind das Beste, was wir aus den zur Verfügung stehenden Informationen machen können." Das Team wird weiter daran arbeiten, die Karten zu verbessern.

(1) Guerra C.A., et al. PLoS Med. 5, e38 (2008).

Dieser Artikel wurde erstmals am 26.2.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.621. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Declan Butler

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