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Umwälzend. Erdbeben kommen in Japan häufig vor. Sie können auch die Landschaft verändern.

© Panasia/Jiji Press/dpa

Erdbeben lassen Gebirge wachsen: Kleinere Erdstöße häufig unterschätzt

Tübinger Forscher haben die tektonischen Plattenränder in Japan, in Chile und Peru untersucht. Dabei kamen sie zu einer unerwarteten Einschätzung.

Starke Erdbeben können Landschaften komplett verbiegen. Allerdings ist der Effekt meist nur vorübergehend. Viel nachhaltiger gestalten kleinere Erdbeben die Landschaft. Denn an der Grenze von tektonischen Platten der Erdkruste lassen sie Gebirge wachsen.

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Die Erdverschiebungen bei starken Erdbeben sind demnach oft nicht dauerhaft. Zu diesem Ergebnis kommen Tübinger Forscher nach Untersuchungen an den Plattenrändern in Japan sowie in Chile und Peru. Die Studie von Andrea Madella und Todd Ehlers von der Universität Tübingen ist in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ erschienen.

Häufiger Zusammenhang mit Küstenhebungen

„Nachdem wir die Mega-Erdbeben und ihre kleineren Nachbeben von unseren Berechnungen abgezogen hatten, stellten wir fest, dass die Energie, die aus der langsamen, anhaltenden Aktivität kleinerer Erdbeben freigesetzt wurde, oft mit der Küstenhebung übereinstimmte“, wird Madella in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. 

Am deutlichsten trat der Zusammenhang bei Erdbeben mit einer Magnitude von 3,8 bis 5,5 zutage. „Der Zusammenhang hat uns überrascht. Diese kleineren Erdbeben wurden eindeutig unterschätzt“, unterstreicht Ehlers.

Madella und Ehlers untersuchten die Erdbeben an zwei Pazifikküsten, wo sich die ozeanische Platte unter die kontinentale Platte schiebt (Subduktion). In Peru und Chile entstehen dabei die Anden, in Japan mehrere Gebirge. Wie das Wachstum dieser Faltengebirge genau zustande kommt, ist nicht vollständig geklärt. 

Die Forscher nutzten Daten der Organisation „International Seismological Centre“ in Thatcham (Großbritannien), deren seismologische Daten als die umfangreichsten weltweit gelten. Für Japan verwendeten sie Daten von 1994 bis 2010, für Chile und Peru von 1999 bis 2016.

Kleinere Erdbeben ständig im Hintergrund

Die Forscher stellten fest, dass die Erdbeben, für die sie den Zusammenhang mit der Geländehebung gefunden hatten, überwiegend in einer Tiefe von 30 bis 60 Kilometern stattfinden. Sie vermuten deshalb, dass die Beben mit der sogenannten Unterplattung zu tun haben könnte, die oft in dieser Tiefe erfolgt. 

[Wie eine ganze Serie von Erdbeben vor knapp 1700 Jahren einen Teil der griechischen Insel Kreta angehoben hat, lesen Sie in unserem T-Plus-Beitrag hier.]

Dabei sammelt sich teilweise geschmolzenes Material von der unteren, abtauchenden Platte an der unteren Seite der oberen Platte an. Dadurch verdickt sich an dieser Stelle die Erdkruste. Madella und Ehlers zufolge treten die kleineren Erdbeben ständig im Hintergrund auf. 

„Es scheint ihre anhäufende Energie zu sein, die die Berge über Millionen von Jahren wachsen lässt“, so Ehlers. Bei großen Erdbeben werde zwar von Zeit zu Zeit die ganze Landschaft verbogen. „Aber diese Verformung wird dann wieder rückgängig gemacht und verursacht oft keine dauerhafte Berghebung“, erklärt Mabella. (dpa)

Stefan Parsch

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