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Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, sieht die Änderung der Impfreihenfolge kritisch.

© imago images/Jürgen Heinrich

Ethikrat-Chefin kritisiert: „Mir macht diese Veränderung der Impfreihenfolge Bauchschmerzen“

Lehrkräfte und Kita-Mitarbeiter werden in der Impfreihenfolge vorgezogen werden. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Alena Buyx kritisiert das Vorgehen.

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Alena Buyx, sieht die vorrangige Impfung von Lehrkräften und Kita-Beschäftigten mit gemischten Gefühlen. Damit verabschiede man sich vom gut überlegten Prinzip, dass zunächst diejenigen Gruppen geimpft werden sollten, die evidenzbasiert ein besonders großes Gesundheitsrisiko im Fall einer Corona-Infektion hätten, sagte die Medizin-Ethikerin im Deutschlandfunk. Ein Verändern der Priorisierung bedeute immer, dass andere Menschen in der Liste nach hinten rutschten.

Gleichzeitig könne sie die politische Motivation sehr gut nachvollziehen, denn Schulen und Kitas seien ein ganz essentieller Bereich der Gesellschaft. Sie hätte sich aber gewünscht, dass der Schutz an Schulen und in Betreuungseinrichtungen eher über alternative Mittel wie Tests vorgenommen worden wäre, betonte Buyx.

Zwar setzten sich Lehrerinnen und Erzieherinnen bei der Arbeit einer besonderen Risiko aus, jedoch gebe die Datenlage nach der Ständigen Impfkommission nicht her, dass sie so gefährdet seien, wie Menschen der Impfgruppe 2. Dies seien beispielsweise Menschen, die sich aktiv in einer Chemotherapie befinden oder in Arztpraxen arbeiten.

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„Mir macht diese Veränderung der Priorisierung Bauchschmerzen, ich hätte mir gewünscht, man hätte zu alternativen Mitteln gegriffen.“  Buyx befürchtet, mit dieser Entscheidung sei eine Büchse der Pandora geöffnet worden: „Auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Zuschriften, von Gruppen, die aus nachvollziehbaren Gründen sagen, sie müssten höherstehen in der Reihenfolge. Aber das ist das Wesen einer Priorisierung von knappen Mitteln, dass sie es eben nicht jedem geben können.“

Noch drastischer drückt sich Eugen Brysch, der Stiftungsvorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz aus, der sagt, „Wenn Berufsgruppen weiter nach vorne gerückt werden, wird das Leben kosten.“

Der Deutsche Lehrerverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hatten die höhere Priorisierung begrüßt. Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, die Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen sowie die Kita-Beschäftigten nun in die Gruppe zwei statt drei der Impf-Reihenfolge einzustufen. (Tsp)

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