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Europäisch-russische Mission zum Mars: Start von „ExoMars“ wird erneut verschoben

Technische Probleme und Folge der Pandemie: Statt in diesem Sommer soll der Mars-Rover der europäischen Raumfahrtorganisation Esa erst 2022 abheben.

Die europäisch-russische Marsmission „ExoMars“, die nach Hinweisen auf urzeitliches Leben suchen soll, wird erneut verschoben. Geplant war ein Start im Sommer vom Raumfahrtzentrum Baikonur. Im März 2021 sollten dann der europäische Rover „Rosalind Franklin“ samt Landeplattform „Kazachok“ aus Russland auf dem Planeten aufsetzen. Aufgrund technischer Probleme wurde nun der Start verschoben auf 2022.

Man wolle weitere Tests vornehmen, um sicherzustellen, dass Hard- und Software einwandfrei laufen. Das teilten die europäische und die russische Raumfahrtagentur Esa und Roskosmos mit, nachdem deren Leiter Johann-Dietrich Wörner und Dmitri Rogosin über den Fall beraten haben. Als weitere Begründung wird die Ausbreitung des Coronavirus genannt.

„Darüber hinaus mussten die Parteien anerkennen, dass die letzte Phase der ExoMars-Aktivitäten durch die allgemeine Verschärfung der epidemiologischen Situation  beeinträchtigt wird“, heißt es. Damit sind Reisebeschränkungen der Mitarbeiter gemeint.

Wiederholte Startschwierigkeiten

Es ist bereits die zweite Verschiebung. Ursprünglich war ein Start für 2018 vorgesehen, aber wegen diverser Verzögerungen vertagt worden auf 2020. Der Zwei-Jahres-Rhythmus hängt mit den Bahnen von Erde und Mars zusammen. Nur alle zwei Jahre befinden sich die beiden Planeten in einer günstigen Konstellation, um mit verhältnismäßig wenig Treibstoff den jeweils anderen zu erreichen. Flüge zu anderen Zeiten wären nochmals aufwändiger.

Bereits in den vergangenen Monaten zeichnete sich ab, dass es wieder eng werden würde. Vor allem das Landesystem machte Schwierigkeiten. Bis zuletzt gab es angeblich mindestens ein Dutzend technische Probleme, bei denen unklar war, ob sie bis zum Start hätten gelöst werden können.

Der Druck erhöhte sich dadurch, dass die Esa bis heute keine weiche Landung auf dem Mars geschafft hat – abgesehen von der Sonde „Beagle 2“, mit der aber keine Kommunikation zustande kam. Zuletzt endete 2016 ein Landeversuch mit der ExoMars-Testsonde „Schiaparelli“ mit einem Aufprall.

„Wir wollen uns hundertprozentig sicher sein für eine erfolgreiche Mission“, erklärte jetzt Esa-Generaldirektor Wörner. „Die weiteren Tests werden eine sichere Reise und die besten wissenschaftlichen Ergebnisse auf dem Mars gewährleisten.“ Der Start soll im August oder September 2022 erfolgen.

 Geplant ist, Proben aus zwei Metern Tiefe zu nehmen

Der Rover ist mit neun verschiedenen Forschungsgeräten ausgestattet. Maßgebliches Ziel ist es, mit einem Bohrer Proben aus zwei Metern Tiefe zu bergen und diese vor Ort zu analysieren. Sollte es auf dem Mars, der früher ein lebensfreundlicheres Klima hatte, tatsächlich Leben gegeben haben, dann könnten sogenannte Biomarker bis heute im Boden überdauert haben. Diese organischen Moleküle könnte der Rover finden, hoffen die Forscher.

An der Oberfläche lohnt die Suche nicht, denn die kosmische und die UV-Strahlung, die mangels Magnetfeld und dichter Atmosphäre den Marsboden erreichen, würden solche Moleküle zerstören. „In zwei Metern Tiefe sollten sie aber ausreichend geschützt sein, sofern es sie gibt“, sagt Ernst Hauber vom Institut für Planetenforschung in Berlin, das zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört.

Videos vom Mars sind nicht drin – zu teuer

Hauber ist selbst an der Mission beteiligt. Das ExoMars-Team des DLR hat eine Teleoptik für den Rover gebaut, genannt HRC für „high resolution camera“. Mit einer Brennweite von 180 Millimetern soll die Kamera hochauflösende Nahaufnahmen sowie Bilder von fernen Geländephänomenen machen. Das „Teleauge“ ergänzt eine Stereokamera aus Großbritannien, die dreidimensionale Abbildungen in verschiedenen Wellenlängen liefern soll.

Für die Hardware sei die Startverschiebung kein großes Problem, sagt Hauber. „Sie wird eingemottet und gelagert.“ Das Kamerasystem bis zum nächsten Startversuch weiterzuentwickeln, um beispielsweise auch Videos drehen zu können wie es der Nasa-Rover „Perseverance“ (Ausdauer) kann, der im Juli zum Mars aufbrechen soll, komme nicht infrage, sagt der DLR-Forscher. „Das würde zu teuer.“

Ohnehin wird die Verschiebung die Kosten der mehr als eine Milliarde Euro teuren Mission nochmals steigern. Das Personal kann nicht nahtlos zum Missionsbetrieb und der Auswertung der Daten übergehen, sondern muss zwei Jahre überbrücken. Gerade bei diesen Spezialisten ist es schwierig, die Expertise zu halten: Mitarbeiter wechseln den Job oder gehen in den Ruhestand. Hier muss entsprechender Ersatz gefunden werden oder Modelle, um die Leute zu halten. 

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