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Widerstandsfähig. Kamele sind an das Leben im Schnee angepasst.

© Abb.: Julius Csotonyi

Evolution: Kamele stammen aus der Arktis

Trampeltiere und Dromedare sind eigentlich an das Leben im Schnee angepasst, denn ihre Vorfahren stammen aus dem heutigen Kanada. Das ergab eine Analyse von 3,5 Millionen Jahren alten Knochenresten.

Der Beiname „Wüstenschiff“ kommt nicht von ungefähr: Heutige Trampeltiere und Dromedare leben meist in heißen, trockenen Regionen. Die Vorfahren dieser Kamele aber kamen aus dem sehr hohen Norden. Das belegen 3,5 Millionen Jahre alte Knochenreste, berichten kanadische Forscher im Fachblatt „Nature Communications“. Das frühe, riesengroße Kamel lebte auf einer kanadischen Insel in der Arktis: Ellesmere Island. Seine Überreste verlagern den Ursprung der Tiere um etwa 1200 Kilometer weiter nach Norden, als es bisherige Funde belegten. Damals war die Arktis bewaldet und nicht ganz so kalt wie heute – auch wenn es lange, harte Winter gab.

„Kamele stammen aus Nordamerika und haben sich über die Bering-Landbrücke zwischen Alaska und Russland nach Eurasien ausgebreitet“, schreiben Natalia Rybczynski vom Kanadischen Naturkundemuseum in Ottawa und ihre Kollegen. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Evolutionsgeschichte der modernen Kamele bis zu einer Linie von Riesenkamelen zurückverfolgt werden kann, die in einer bewaldeten Arktis gut etabliert war.“

Die Forscher hatten die Fragmente eines Schienbeins untersucht, außerdem analysierten sie die Gesteinsschichten, in die die Knochen eingebettet waren. Zusätzlich verglichen sie die Charakteristika des Kollagens dieser Überreste und anderer Fundstücke von Vertretern der Familie der Kamele. Aus den Ergebnissen zogen die Forscher Rückschlüsse auf die Abstammungsverhältnisse.

Die Ahnen heutiger Kamele entwickelten sich vor etwa 45 Millionen Jahren in Nordamerika. Wahrscheinlich waren Kamele ursprünglich an ein Leben in nördlichen Wäldern angepasst, schreiben die Forscher. Einige Merkmale moderner Kamele spiegeln dieses Erbe immer noch wider: So zeugen etwa die Backenzähne eher von einem Leben in bewaldeten Gegenden als von einem in offenem Habitat. Auch die breiten, flachen Füße sind nicht allein an die Wüste angepasst. Zwar sind sie bestens dafür geeignet, im weichen Sand vorwärtszukommen. Das gilt aber ebenso für die Fortbewegung im Schnee. Die typischen Höcker mit ihren Fettspeichern könnten den Tieren dabei geholfen haben, lange und sehr kalte Winter zu überstehen. wsa

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