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Ebola ist nach Liberia zurückgekehrt. Seit 9. Mai galt das Land als frei von der Seuche, doch inzwischen werden drei Neuinfizierte behandelt - wie hier in Paynesville, wo Pfleger und Ärzte ihre Stiefel nach dem Desinfizieren zum Trocknen aufhängen.

© dpa/Ahmed Jallanzo

Experten kritisieren WHO und Mitgliedsstaaten: Das Versagen im Kampf gegen Ebola

Schwach, zögerlich, unkooperativ - schonungslos benennt eine Expertenkommission die Fehler, die bei der Bekämpfung von Ebola gemacht wurden. Und was künftig besser werden muss.

Nicht nur die Fehler der WHO haben dazu geführt, dass Ebola außer Kontrolle geraten ist. Die Mitgliedsstaaten hätten erheblich dazu beigetragen. Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige Expertenkommission unter der Leitung von Dame Barbara Stocking, der ehemaligen Generaldirektorin von Oxfam. Außerdem verstünden Nothelfer für humanitäre und für gesundheitliche Krisen einander schlecht. Dies zu ändern, sei „entscheidend für die Gesundheit aller.“

Staatliche Souveränität hat Grenzen

Viele Mitgliedsstaaten verletzten ihre Pflichten nach den International Health Regulations (IHR). Die meisten können Ausbrüche weder schnell erkennen noch eindämmen. Kein unabhängiger Experte wacht darüber. Um ihrer Wirtschaft nicht zu schaden, gaben die betroffenen Länder epidemiologische Daten spät oder gar nicht weiter und verzögerten so die Ausrufung des internationalen Gesundheitsnotstands.

Die Furcht war nicht unbegründet. Viele WHO-Mitglieder behinderten später Reisen und Handel und erschwerten den Kampf gegen Ebola. „Das sollte sanktioniert werden, etwa durch den UN-Sicherheitsrat“, sagte Stocking. In Gesundheitskrisen habe staatliche Souveränität Grenzen. Die Regeln sollten außerdem durch eine mittlere Warnstufe ergänzt werden. „Der Alarm würde Ressourcen in Bewegung setzen, um den Notstand zu verhindern.“

Die WHO ist mehr als nur "technischer Berater"

Die WHO habe sich bisher als technischer Berater gesehen. Für einen Notfalleinsatz habe sie weder angemessene Strukturen noch die nötige Kultur oder ausreichende finanzielle Unterstützung durch die Mitgliedsstaaten. So kam es während der Epidemie zu massiven Fehlern. Der Aufbau eines Notfallfonds und eines Expertenpools sei ein Anfang. Doch ohne verlässliche Kernfinanzierung fehle der WHO Schlagkraft.

Das Geld werde unter anderem benötigt, um ein WHO-Zentrum für Seuchenvorsorge und -bekämpfung in Genf einzurichten, das die reibungslose Zusammenarbeit von Nothelfern für humanitäre und gesundheitliche Krisen regelt und die Experten in Simulationen trainiert.

Helfer ziehen ab, doch die Seuche ist noch da

Bisher verstehen beide Bereiche einander nicht immer. „Wer an humanitäre Katastrophen gewöhnt ist, denkt in Millionen“, sagte Stocking. „Die Zahl der Ebola-Opfer erschien diesen Helfern verschwindend gering. Dabei war Ebola eine massives Risiko für alle. Die Kompetenzen des Welternährungsprogramms oder von Unicef wurden bereits ab Mai gebraucht.“ Statt im Notfall umständlich eine UN-Mission aufzulegen, sollten existierende UN-Cluster und ihre Partner früh einbezogen werden, zum Beispiel unter Leitung eines UN-Sondergesandten. Die WHO würde sie koordinieren.

Die meisten Nothelfer ziehen derzeit aus Westafrika ab. Doch die Epidemie ist nach wie vor ein internationaler Gesundheitsnotfall, meldete die WHO. Etwa 20 Neuerkrankungen kommen jede Woche hinzu, vor allem in Guinea und Sierra Leone. Auch Liberia meldete drei neue Fälle. Inzwischen haben sich 27 564 Menschen infiziert, 11 245 sind tot.

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