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Die Unis im Elitefinale. Sie hoffen weiter auf die Exzellenz.

© Grafi: Anna Kroupa/Tsp

Exzellenzinitiative der Unis: Finale im Elite-Wettbewerb: Wie entschieden wird

Am Freitag werden die Exzellenzuniversitäten gekürt. Aus Berlin will die FU ihren Titel verteidigen, die HU will endlich Eliteuni werden. Wer auf- oder absteigt, ist auch eine politische Frage.

Gespannt blickt die Wissenschaft nach Bonn: Dort wird am Freitag Nachmittag verkündet, wer in der prestigeträchtigen Exzellenzinitiative siegt.

Wer gegeneinander antritt

Die Öffentlichkeit bewegt am meisten, wer zur „Exzellenzuni“ gekürt wird. Neun Universitäten versuchen ihren Titel zu verteidigen, darunter die Freie Universität Berlin. Sieben Unis fordern sie heraus, dazu gehört die Humboldt-Universität zu Berlin (siehe Grafik). Mehr als fünf neue Exzellenzunis soll es nicht geben, hat die Politik beschlossen und zugleich die Gesamtzahl auf 12 begrenzt. Neu gegen alt gilt auch für die beiden anderen Wettbewerbslinien. Dort geht es um Cluster (große Forschungsprojekte) und Graduiertenschulen für Doktoranden. Bei den Clustern treten 37 alte gegen 27 neue an, bei den Graduiertenschulen 38 alte gegen 25 neue.

Um wie viel Geld es geht

Für die kommenden fünf Jahre stellen Bund und Länder insgesamt 2,7 Milliarden Euro bereit.

Wie entschieden wird

Das Entscheidungsverfahren ist mehrstufig. Darum können sich Bewertungen von Stufe zu Stufe verschieben. In den vergangenen Monaten bewerteten Fachgutachter jeden einzelnen Antrag. Seit Dienstag haben nun die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Auswahlkommissionen ihre Köpfe darübergebeugt. Sie wägen die Urteile der Fachgutachter gegeneinander ab. Die „Fachkommission“ hat sich der Exzellenzcluster und Graduiertenschulen angenommen, die „Strategiekommission“ der Zukunftskonzepte, die mitentscheidend für den Elitestatus der Unis sind.

Am Donnerstag sind die beiden Gruppen als „Gemeinsame Kommission“ zusammengetreten und haben in großer Runde Empfehlungen ausgesprochen. Diese sind die Grundlage für die Entscheidung im „Bewilligungsauschuss“ – in dem dann auch die Politik mitredet.

Wie behält die Jury den Überblick über die mehr als hundert Anträge? Alle Kommissionsmitglieder und die Minister haben in den vergangenen Wochen die Begutachtungsergebnisse aller Anträge zugeschickt bekommen, die die Basis für die Entscheidungen bilden sollen. Für jeden Antrag gibt es zudem „Berichterstatter“, die bei den Begutachtungen dabei waren und die Kommission genauer ins Bild bringen können.

Die Kommissionsmitglieder gehen nach dem Prinzip des „Abschichtens“ vor, sagt Sabine Behrenbeck vom Wissenschaftsrat. Zunächst identifizieren sie die klaren Fälle. Dann diskutieren sie die Anträge, bei denen das Urteil nicht so leicht fällt. Prinzipiell darf aber jedes Jurymitglied immer wieder auch als klar eingestufte Urteile nochmals diskutieren lassen. Die Empfehlungen, die die „Gemeinsame Kommission“ schließlich ausspricht, sollen drei Kategorien umfassen: Bewilligungsvorschläge ohne Diskussionsbedarf, grundsätzlich förderungswürdige Anträge, die aber diskutiert werden sollen, sowie Ablehnungsvorschläge.

Auf der Basis dieser Empfehlungen fällen am heutigen Freitag in Bonn Wissenschaftler und Politiker die Entscheidung über Sieger und Verlierer. „Die Entscheidungen werden gemeinsam ausdiskutiert, man muss die besseren Argumente haben, wenn man für seinen Vorschlag Mehrheiten gewinnen möchte“, sagt Behrenbeck. Die wissenschaftliche Seite hat im Bewilligungsausschuss die Mehrheit: sie führt 39 Stimmen (jeder Wissenschaftler hat eineinhalb Stimmen), die Politik 32, wobei auf die Landesministerinnen und -minister je eine entfällt, auf Bundesministerin Schavan 16.

Wie politisch der Wettbewerb ist

Die Politiker sollen sich aus der Entscheidung im Exzellenzwettbewerb heraushalten, so lautet eine populäre Meinung. Denn es soll ja die bessere Uni gewinnen und nicht die, hinter der die stärksten Politiker stehen. Allerdings ist die Vorstellung, die wissenschaftlichen Juroren seien unpolitisch und neutral, naiv. Auch Wissenschaftler haben persönliche Vorlieben und hochschulpolitische Meinungen, die sie im Verfahren durchsetzen wollen.

Drastisch deutlich wurde das im ersten Durchgang des Wettbewerbs im Jahr 2006.

Die Bildungspolitiker hatten die ursprünglichen Bewertungen und die Liste mit strittigen „gelben“ Fällen aber vorliegen. Was folgte, war ein Aufruhr, der fast das Ende des gesamten Exzellenzwettbewerbs bedeutet und Winnackers Kopf gekostet hätte.

Im zweiten Durchgang, im Jahr 2007, präsentierte die „Gemeinsame Kommission“ der Wissenschaftler den Politikern im Bewilligungsausschuss nunmehr auch „gelbe“ Fälle. Die Politiker nutzten die Gelegenheit, für mehr Ausgewogenheit zu sorgen: bei der regionalen Verteilung und beim Fächerspektrum. Da die Wissenschaftler die Mehrheit der Stimmen haben, hätten sie das verhindern können, wenn sie wirklich gewollt hätten.

Ist der Einfluss der Politiker schlimm? Überhaupt nicht, so lange es nur um Zweifelsfälle geht. Wo eine Exzellenzuni entstehen soll, ist nicht zuletzt eine bedeutende hochschulstrategische Entscheidung – damit wird die Beteiligung der Politik sogar zwingend. Auch haben die Politiker bislang einseitige Entscheidungen der Wissenschaftler korrigiert. Das Vertrauen in die Entscheidungen der Wissenschaftler ist nach dem Skandal mit Ernst-Ludwig Winnacker ohnehin schwer beschädigt.

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