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Exzellenzwettbewerb: Nach dem Elitesieg: Die Humboldt-Uni ist endlich nicht mehr neidisch auf die FU

HU-Präsident Olbertz und Ex-FU-Präsident Lenzen diskutieren über die Berliner Erfolge

Seit Montag sind die Humboldt-Universität (HU) und die Freie Universität (FU) per Du. Einerseits im übertragenen Sinne, denn beide Berliner Unis gehören nun zu den elf deutschen Exzellenzuniversitäten und begegnen sich wissenschaftlich wie finanziell auf Augenhöhe. Für HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz ist damit der „denkbar beste Fall“ eingetreten: Endlich gebe es „keinen Neid mehr“ zwischen den Unis. Ein FU-Präsident (wenn auch ein ehemaliger) meinte es noch ernster: Dieter Lenzen, bis 2010 Präsident der FU und nun Präsident der Universität Hamburg, bot Olbertz am Montag bei einer Debatte zum offiziellen Auftakt der Exzellenzförderung an der HU das Du an. Mit einer Flasche Rotkäppchen-Sekt, die, wie Lenzen betonte, „in Hamburg nicht so leicht zu bekommen ist“, gratulierte er der HU zu ihrem Erfolg.

Im Juni hatte die HU den Zuschlag für ihr „Zukunftskonzept“ erhalten. In den kommenden fünf Jahren möchte sich die Uni besonders in drei Bereichen profilieren: In der Spitzenforschung, bei der Nachwuchsförderung und in der Universitätsverwaltung. Seit dem 1. November fließt nun das Geld: Rund 46 Millionen Euro für das Zukunftskonzept, dazu noch einmal 93 Millionen für die Beteiligung der HU an Berliner Exzellenzclustern und Graduiertenschulen. Dass nicht die volle Antragshöhe genehmigt wurde, sieht Olbertz sportlich. Die einzelnen Unis hätten schließlich weniger Geld bekommen, damit möglichst viele Projekte gefördert werden können: „Wir wissen gar nicht, ob wir von dieser Absprache nicht auch profitiert haben.“

Das Besondere am Förderplan der HU ist, dass die Mittel nicht von vornherein festgelegt sind, sondern in regelmäßigen Ausschreibungen vergeben werden. Olbertz betonte, dass dadurch nicht nur ein exzellenter Teilbereich profitiere, sondern die ganze Universität. Das zeigt sich etwa an den Übergangsstipendien, die die HU einrichten will. Masterstudierende, die sich kurz vor dem Abschluss befinden, aber noch nicht wissen, in welche Richtung ihre Dissertation gehen soll, können sich um ein solches sechsmonatiges Stipendium bewerben.

Den Wettbewerbsgedanken lobten auch die anderen Wissenschaftler auf dem Podium. Der Neurobiologe Michael Brecht meint, dass die Exzellenzinitiative eine zentrale Schwäche des deutschen Universitätssystems getroffen und aus seiner „Verschlafenheit“ gerissen habe. „Die Antrags-Chose nervt zwar“, sagte er, aber Berlin profitiere: „Ohne Förderung des Bundes säßen alle Neurowissenschaftler in München, wo Bayern das Geld rüberschiebt.“

Dagmar Simon, die sich am Berliner Wissenschaftszentrum (WZB) mit den Auswirkungen der Exzellenzinitiative beschäftigt, betonte den Mobilisierungsschub der Unis, „auch bei denen, die keinen Erfolg hatten“. Unter all den interdisziplinären Clusteranträgen sähe sie allerdings gern mal etwas Neues. Lenzen und Olbertz – in ganzabendlicher Einigkeit – appellierten trotz des Lobs für die Exzellenzinitiative in Richtung Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung: „Man kann nicht immerzu Anträge stellen“, sagte Lenzen und bemühte als Vergleich den Fließbandarbeiter, der jeden Schraubenzieher beantragen muss. Olbertz wies darauf hin, dass in Berlin Drittmittelprojekte mittlerweile so viel einbrächten wie das Grundbudget. Mit einem solchen Missverhältnis könne man „auf die Dauer nicht fahren“.

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