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Fachfremder Unterrichtsersatz: Kritik an verdecktem Stundenausfall

Als "ausgefallen" gilt eine Schulstunde nur dann, wenn gar kein Lehrer mehr vor die Klasse treten kann. Doch die von fachfremden Lehrern vertretenen Stunden gehören auch in die Statistik, fordern Kritiker.

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat die Kultus- und Bildungsministerien der Länder in der Debatte über Unterrichtsausfall zu mehr Ehrlichkeit aufgerufen. Es gehe nicht an, nur die beispielsweise durch kurzfristige Erkrankung eines Lehrers ersatzlos ausgefallenen Stunden in die Statistik aufzunehmen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Mobile Reservelehrer

Zur Abhilfe verlangte der Leiter eines Gymnasiums im bayerischen Deggendorf „mobile und integrierte Reserven“ von Lehrern, um Stundenausfall abfedern zu können. „Die Ministerien wollen nur wissen: Wie oft wurden die Kinder heimgeschickt, wann war gar kein Lehrer in der Klasse?“, kritisierte Meidinger. „Als Elternteil interessiert mich aber doch auch, ob eine Mathematikstunde gar nicht wirklich erteilt wurde, weil ein Kunstlehrer als Ersatz vor der Klasse stand.“ Bei Schulstunden, die nicht fachgemäß gegeben wurden, werde Unterrichtsausfall „tausendfach“ verdeckt.

Meidinger geht davon aus, dass in Deutschland pro Woche knapp eine Million Schulstunden und damit acht Prozent ausfallen. Die Ministerien berichten auf dpa-Anfrage von zwei bis drei Prozent ersatzlosem Unterrichtsausfall. In Brandenburg waren kürzlich für Kinder an rund 20 Schulen Fächer wie Religion, Physik oder Biologie wegen des hohen Unterrichtsausfalls unbenotet geblieben. In Berlin gibt es ebenfalls eine Debatte über ausgefallene und ohne echten Unterricht vertretene Schulstunden und offenbar schöngerechnete Statistiken. (dpa)

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