zum Hauptinhalt
Giftglocke. In München konnte sich der Feinstaub kaum verziehen.

© S. Hoppe, dpa

Feinstaub durch Böller: Gefährlicher Nebel nach Mitternacht

An Silvester schnellt die Feinstaubbelastung in den Städten nach oben. Doch während sich der Dunst in Berlin bald verteilte, blieb München unter einer Giftglocke.

Nachdem die Uhr Mitternacht geschlagen hat, kann man an Silvester quasi dabei zusehen, wie sich eine Feinstaubglocke über Berlin herabsenkt. Der Fernsehturm verschwindet allmählich im Nebel, die Lichter werden fahl. In dieser Zeit kann man erahnen, welch dicke Luft die smoggeplagten Einwohner von Peking ertragen müssen.

Mitunter kann es Tage dauern, bis sich der Dunst verzieht. Aber Berlin hatte in diesem Jahr Glück. Für den Neujahrstag dokumentierte das Umweltbundesamt an den Messstationen nur zwischen 24 (Grunewald) und 67 (Friedrichshain) Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter. Das liegt zwar teils über dem europäischen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Doch es ist meilenweit entfernt von den Werten, die in München gemessen wurden: 358 bis 564 Mikrogramm pro Kubikmeter. In der Silvesternacht lag die Sichtweite etwa am Olympiapark im Nebel unter zwei Meter. Im Gegensatz zu Berlin hielt im Raum München – ähnlich wie in Teilen Baden-Württembergs und Thüringens – eine Inversionswetterlage den Feinstaub am Boden.

Der Feinstaub enthält bis zu 30 giftige Metalle

Am ersten Tag des Jahres ist die Feinstaubkonzentration so hoch wie sonst nie, schreibt das Umweltbundesamt in einem Hintergrundpapier. Die Deutschen verballerten nicht nur 100 bis 200 Millionen Euro zum Jahreswechsel, sondern setzen dabei 4000 Tonnen Feinstaub frei – etwa 15 Prozent der Menge, die der Straßenverkehr jedes Jahr verursacht. Neben Verbrennungen, Innenohrschäden und abgerissenen Körperteilen müsse man die Beeinträchtigungen durch Feinstaub zu den gesundheitlichen Folgen von Silvesterknallern zählen. In den Stunden nach Mitternacht überschreite die Belastung in den Großstädten regelmäßig 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Die Feinstaub-Partikel, die bei den Explosionen entstehen, sind oft besonders klein. Sie können bis tief in die Lunge vordringen und dort Entzündungen hervorrufen. Neben Schwarzpulver beinhaltet die Mischung bis zu 30 giftige Metalle für die Farbeffekte. Arsen und Blei zum Beispiel sorgen für ein leuchtendes Blau, Strontiumsalze für die Farbe Rot. Asthmatiker und Patienten mit der chronischen Krankheit COPD sollten deshalb Feuerwerke möglichst hinter dem geschlossenen Fenster beobachten und auch am Neujahrstag auf einen Spaziergang verzichten. Denn während Gesunden höchstens die Augen brennen oder der Hals kratzt, können sie einen Anfall erleiden oder einen Krankheitsschub auslösen, warnt der Bundesverband der Pneumologen. mit dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false