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Finanzierungslücke: Uni Witten verliert Hauptsponsor

Erneut steckt die Uni Witten-Herdecke in Finanzierungsschwierigkeiten. Dabei sah es letztes Jahr aus, als seien die Probleme überwunden.

Die größte deutsche Privatuniversität in Witten-Herdecke steckt erneut in Schwierigkeiten. Ihr Hauptförderer, die Düsseldorfer Unternehmensberatung Droege, kündigte gestern die Zusammenarbeit. Wie das Unternehmen mitteilte, legt Hedda im Brahm-Droege ihr Mandat als Vorsitzende des Stiftungskuratoriums mit sofortiger Wirkung nieder. Als Grund für diesen Schritt wurde darauf verwiesen, dass die Hochschule unter anderem vereinbarte Zusagen nicht eingehalten und auch keinen Business- oder Finanzierungsplan für das Geschäftsjahr 2007/08 vorgelegt habe.

Erst im vergangenen Jahr hatte die Uni vor dem finanziellen Aus gestanden. Durch die Umwandlung in eine Stiftung und die Hilfe finanzkräftiger Förderer sollte die Einrichtung wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen. Droege wollte der Hochschule über einen Zeitraum von sieben Jahren zwölf Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Unterstützung sei an Einsparungen und an die Suche weiterer Sponsoren geknüpft gewesen. Diese Auflagen seien nicht erfüllt worden, sagte ein Unternehmenssprecher gestern. Über die bereits gezahlten 2,6 Millionen Euro hinaus werde kein Geld fließen.

Die Universität reagierte mit Kritik am Unternehmen. „Das Verhalten der Familie Droege ist nicht korrekt“, sagte August Oetker, Mitglied des Stiftungskuratoriums. Die Hochschule orientiere sich sehr wohl seit Juni 2007 an einem geprüften Business-Plan, der aktuell sei. Droege habe versucht, „massiven Einfluss auf die Freiheit von Forschung und Lehre zu nehmen“. Die Firma habe Förderzusagen nicht einhalten wollen und versucht, andere Unterstützer auszugrenzen, hieß es in einer Erklärung der Uni. Droege habe zudem nicht mehr wie versprochen als Mäzen fungieren wollen, hieß es. Das Unternehmen habe vielmehr versucht, die Universität ganz zu übernehmen.

Bereits im Juni war zu hören, die Unileitung und der Finanzinvestor hätten sich überworfen. Droege hatte gefordert, bis zu 90 Stellen zu streichen. Das stehe im Widerspruch zu den Wachstumszielen der Universität, sagte Präsident Birger Priddat gestern. Auch ohne den Hauptsponsor gerate man jedoch nicht in eine finanzielle Schieflage.

Die Hochschule kämpft praktisch seit ihrer Gründung 1982 gegen eine chronische Unterfinanzierung, trotz der hohhen Gebühren, die Studierende zahlen müssen. Seit 1995 bekommt Witten deshalb auch Subventionen vom Land Nordrhein-Westfalen. Die Uni hat ein Budget von 36 Millionen Euro. An der Hochschule sind knapp 1100 Studierende eingeschrieben, 120 Professoren lehren und forschen dort. tiw/ddp/dpa

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