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Fledermäuse: Fliegende Läufer

Manche Fledermäuse sind auch am Boden wieselflink. Sie haben an ihren Flügeln Krallen und an den Füßen richtige Laufsohlen.

Nicht alle Fledermäuse halten sich an die Faustregel, wonach sie zwar exzellent fliegen können, auf dem Boden aber keine gute Figur abgeben und deshalb jeden Schritt vermeiden. Die Kleine Neuseelandfledermaus (Mystacina tuberculata) zum Beispiel läuft ähnlich häufig auf allen Vieren in ihre Erdhöhle wie sie dorthin fliegt. Bisher dachten Evolutionsbiologen, das höchstens 15 Gramm schwere Tier hätte sich durch diesen für Fledermäuse außergewöhnlichen Vierbeiner-Gang an Neuseeland angepasst. Denn bis vor 1000 Jahren gab es dort keine anderen Säugetiere, die am Boden ihrer Beute nachstellen.

Diese Theorie werfen Suzanne Hand und ihre Kollegen von der Universität New South Wales in Sydney über den Haufen. Wie sie im Fachjournal „BMC Evolutionary Biology“ berichten, haben sie die Überreste einer Fledermausart gefunden, die sich vor 20 Millionen Jahren genau wie ihre neuseeländische Verwandte heute durch den Regenwald Australiens bewegte. Damals aber gab es in Australien durchaus Säugetiere, die am Boden nach Beute suchten.

Wie die Neuseelandfledermaus konnte auch dieser frühere Verwandte seine Flügel offensichtlich geschickt als Vorderbeine einsetzen, zeigen die jetzt entdeckten Fossilien. Im Gegensatz zu anderen Fledermäusen wächst auch aus dem Daumen eine Kralle, mit der die Tiere den Griff des Vorderbein-Ersatzes erheblich verbessern. Nach dem Prinzip von Geckofüßen haben auch die Fledermaussohlen tiefe Falten, um die Bodenhaftung zu verbessern. So wieselt die Neuseelandfledermaus ähnlich flink wie eine echte Maus über den Boden.

Dabei rollt das Tier seine Flügel in eine lederne Membran und schützt so die empfindlichen Flughäute vor Verletzungen. Sind sie ausgerollt, fliegt das Tier wie alle anderen Fledermaus- und Flughundarten. Weshalb ihre Vorfahren in Australien und die heute stark gefährdete Neuseelandfledermaus sich zusätzlich zu einem geschickten Bodenjäger entwickelt haben, der Insekten fängt oder an Früchten und Vogeleiern nascht, bleibt seit dem Fossilfund in Australien rätselhafter als je zuvor. Ein Mangel an Bodenfeinden war es jedenfalls nicht.

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