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Ranger und ihre Familien können von der Arbeit im Kruger National Park leben.

© Stefan Heunis/AFP

Florierende Schutzgebiete: Naturschutz erhöht den Wohlstand

Wer in der Nähe von Naturreservaten wohnt, steht wirtschaftlich besser da. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung in 34 Entwicklungsländern.

Leben Menschen weniger als zehn Kilometer von einem Naturschutzgebiet entfernt, ist ihr Wohlstandsniveau 16,7 Prozent höher und ihr Armutsrisiko 16,1 Prozent niedriger als in Haushalten, die weiter entfernt sind. Zu diesem Ergebnis kommen Robin Naidoo von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver und seine Kollegen in der Zeitschrift „Science Advances“. Sie hatten Daten über 87 000 Kinder in mehr als 60 000 Haushalten ausgewertet, die im Umkreis von rund 600 Schutzgebieten in 34 Entwicklungsländern der Erde leben.

Einkommensquelle Naturtourismus

„Diese Untersuchung stützt sich auf detaillierte sozioökonomische und umweltbezogene Daten und beantwortet eine seit Langem geführte Diskussion über den Einfluss von Naturschutzgebieten auf den Wohlstand der Menschen in der Umgebung sehr positiv“, meint Simon Anstey. Der an der Studie nicht beteiligte Ökologe und Sozialwissenschaftler hat in mehreren Ländern Afrikas im Naturschutz gearbeitet und leitet jetzt in Tansania die Afrika-Projekte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Besonders wichtig an der Studie sei, dass nicht nur Reservate in Südamerika, Afrika und Südostasien, sondern auch unterschiedliche Kategorien von Schutzgebieten untersucht wurden.

Unterschieden werden etwa streng geschützte Gebiete von Nationalparks, die als echte Wildnis erhalten werden und nur für wissenschaftliche Forschung betreten werden dürfen, sowie Naturdenkmäler, Biotop- und Artenschutzgebiete. Dazu kommen Landschaften und Gebiete, deren natürliche Ressourcen genutzt werden dürfen, solange dies nachhaltig geschieht – etwa für Landwirtschaft oder auch Tourismus.

Höherer Wohlstand, bessere Ernährung, größere Kinder

Von den 3500 Touristen beispielsweise, die pro Jahr den Manú-Nationalpark im Südosten Perus besuchen, übernachtet etwa die Hälfte in der Matsiguenka-Lodge. „Die Lodge wird seit 1999 von zwei Dörfern im Nationalpark betrieben und ist eine der wenigen Einkommensquellen der Einheimischen“, sagt Antje Müllner, am ZGF für Südamerika und Südostasien zuständig. „Auch vom Bale-Mountains-Nationalpark im Hochland von Äthiopien und dem North Luangwa-Nationalpark um Sambia profitieren die Menschen ähnlich wie in Peru“, sagt Anstey. Die Studie zeige, dass dies keine Einzelfälle sind – etwa anhand der Körpergröße von Kindern im Alter von fünf Jahren: Leben sie nicht weiter als zehn Kilometer von solchen Schutzgebieten mit vielfältiger Nutzung entfernt, sind sie zehn Prozent größer als Altersgenossen in weiter entfernten Regionen. Auch Entwicklungsverzögerungen stellen die Forscher im nahen Umkreis von Reservaten 13 Prozent seltener fest. Beides hänge mit dem Wohlstand der Menschen zusammen: Je besser die medizinische Versorgung und Ernährung ist, umso besser die Wachstumsbedingungen.

„Kommen zu viele Touristen oder leben in den Pufferzonen zu viele Menschen, die zu viel Vieh züchten oder zu viele Äcker anlegen, kann das Pendel aber auch zur anderen Seite ausschlagen“, warnt Anstey. Das sei im Serengeti-Nationalpark Tansanias und dem angrenzenden Masai-Mara-Nationalpark bereits der Fall. Die stark wachsenden Einwohnerzahlen hätten die Grenzen der Nachhaltigkeit überschritten und die Natur nehme Schaden.

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