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Infizieren sich Schwangere im ersten Trimester mit Zikaviren, ist die Wahrscheinlichkeit 1 zu 100, dass die Hirnentwicklung beeinträchtigt und Kinder mit Mikrozephalie (zu kleinen Köpfen) geboren werden.

© dpa

Folgen einer Zikainfektion während der Schwangerschaft: Forscher berechnen Mikrozephalie-Risiko

Auch bei einem Zika-Ausbruch in Französisch-Polynesien vor drei Jahren gab es schon Fälle fehlgebildeter Neugeborener.

Der Verdacht erhärtet sich, dass Zikaviren die Hirnentwicklung ungeborener Kinder stören und für tausende Fälle von Mikrozephalie, Neugeborenen mit verkleinertem Kopf, in Süd- und Mittelamerika und Südostasien verantwortlich sind. Im Fachblatt „Lancet“ präsentiert ein Team von Forschern um Simon Cauchemez vom Pasteur Institut in Paris die Analyse von Daten über 31 000 Patienten mit Zikainfektionen, die während eines Zika-Ausbruchs in Französisch-Polynesien vom Herbst 2013 bis ins Frühjahr 2014 gesammelt wurden. Demnach beträgt das Risiko für Schwangere, nach einer Zikainfektion in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ein Kind mit Mikrozephalie zu bekommen, etwa ein Prozent. Es sei aber offen, ob diese Rate auch in anderen Ländern gilt, sagte Cauchemez.

Zikainfektion vor allem im ersten Trimester gefährlich

Im Vergleich zu anderen mütterlichen Infektionen, die dem Embryo schaden könnten, sei das Risiko für eine Mikrozephalie zwar relativ gering. So werden 13 Prozent der Neugeborenen mit Beeinträchtigungen geboren, wenn die Schwangere mit Cytomegaloviren (Herpes) infiziert wurde, bei einer Rötelinfektion können es sogar zwischen 38 und 100 Prozent sein. Dennoch sei der Schutz vor Zikainfektionen gerade während eines Zikaausbruchs wie derzeit in Südamerika wichtig und eine besondere Herausforderung für die Gesundheitssysteme.

Von den 31000 registrierten Zikainfizierten in Französisch-Polynesien wurden bei acht Schwangeren Kinder mit Mikrozephalie diagnostiziert – fast ausschließlich gegen Ende des Zikaausbruchs. Die Forscher werten das als Hinweis, dass Zika den Embryonen vor allem im ersten Trimester gefährlich wird. Angesichts des Zeitpunkts der Hirnentwicklung sei das biologisch plausibel, schreibt Laura Rodrigues von der Londoner School of Hygiene & Tropical Medicine in einem „Lancet“-Kommentar. Dennoch seien weitere Untersuchungen nötig. Demnächst sollen Daten der Zikaausbrüche in Pernambuco, Kolumbien und Rio de Janeiro analysiert werden.

In Europa wird das Mikrozephalie-Syndrom, das mit geistiger Behinderung, Sprachdefiziten und Verhaltensstörungen verbunden sein kann, nur sehr selten, bei höchstens zwei von 10 000 Neugeborenen, diagnostiziert. Als Ursachen kommen sowohl Gendefekte als auch Alkoholmissbrauch und Infektionen der Mutter mit Herpes- oder Rötelviren in Frage.

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