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Forschung: Helmut Schwarz neuer Präsident der Humboldt- Stiftung

Der Berliner Chemiker Helmut Schwarz ist Nachfolger von Wolfgang Frühwald an der Spitze der Humboldt-Stiftung. Die Einrichtung soll Spitzenforscher nach Deutschland holen.

Bisher beschäftigte sich Helmut Schwarz mit Molekularchemie – also der Frage, wie die kleinsten Teile der Materie agieren. Jetzt soll er auch dafür sorgen, dass die Chemie zwischen der deutschen und der internationalen Spitzenwissenschaft stimmt: Seit Jahresbeginn ist Schwarz, seit 30 Jahren Professor an der Technischen Universität Berlin, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, der wichtigsten deutschen Austauschorganisation für internationale Topwissenschaftler. Er folgt dem Germanisten Wolfgang Frühwald nach, der acht Jahre lang die Stiftung führte.

Sein Programm will Schwarz heute in Berlin vorstellen. Aufgabe der Organisation ist es, hochkarätigen Wissenschaftlern langfristige Aufenthalte in Deutschland zu ermöglichen. „Wir wollen die besten Forscher nach Deutschland holen“, sagt Schwarz. Das mache die Stiftung bereits hervorragend. Gleichwohl müsse noch mehr geboten werden, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Das soll nun mit Alexander von Humboldt-Professuren geschehen, für die sich künftig Universitäten im Rahmen des neuen, vom Forschungsministerium gestifteten Preises „Research in Germany“ bewerben können. Die Professuren können deutsche wie ausländische Spitzenforscher erhalten, die vom Ausland an eine deutsche Uni wechseln. Fünf Jahre lang werden experimentell arbeitende Forscher mit fünf Millionen Euro und Theoretiker mit 3,5 Millionen Euro gefördert. Die Uni müsse bereit sein, selbst in das Forschungsgebiet zu investieren und nach fünf Jahren den Humboldt-Professor voll zu integrieren. Schwarz sieht das als Ergänzung zur Exzellenzinitiative, die er positiv bewertet, bei der aber der Aspekt der Internationalisierung zu kurz komme. Schwarz will zudem die internationalen Begegnungszentren der Stiftung in Deutschland verbessern. Für Renovierungen und Neubauten rechnet er mit etwa 50 Millionen Euro.

Schwarz selbst arbeitete in England, Israel, Frankreich und Japan. Er war bis Juli 2007 Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Der 64-Jährige wurde mit vielen Preisen und Ehrendoktorwürden ausgezeichnet und ist ein Freund klarer Worte. So hatte er 2006, als die naturwissenschaftlichen Nobelpreise ausnahmslos an US-Forscher gingen, mehr Lobbyismus von deutscher und europäischer Seite gefordert. Als nobelpreiswürdig nannte er Gerhard Ertl – der dann 2007 den Chemie-Nobelpreis erhielt. Auch mit seiner Meinung zur Politik des damaligen Berliner Wissenschaftssenators Thomas Flierl hielt er nicht hinterm Berg. Der würde die Hochschulen zunehmend gängeln, anstatt ihre Autonomie zu stärken, begründete der Chemiker 2005 sein Desinteresse am Präsidentenamt der Humboldt-Uni. Auch Flierls Nachfolger Jürgen Zöllner konnte bei Schwarz nicht punkten. Als falsches Signal bezeichnete er die Idee einer Superuni: Die „Restuniversität wird nur noch eine Fachhochschule sein“, sagte er.

Professor an der TU bleibt er weiterhin – eine Aufgabe, die er nicht missen möchte, sagt Schwarz. Er habe viele Offerten abgelehnt, die einen Vollzeit-Job bedeutet hätten. „Wissenschaft ist mein tägliches Mantra, das Brot, von dem ich lebe“. Als ehrenamtlicher Präsident der Humboldt-Stiftung wolle er weiterhin in Lehre und Forschung aktiv sein und auf Kongresse gehen. Er freue sich jeden Tag darauf, mit seinen Mitarbeitern zu diskutieren. „Das ist das Spannendste für mich und ein Jungbrunnen.“

Paul Janositz

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