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FREIE Sicht: Neue Hoffnung für Privatschulen

Die Beteiligung der Freien Demokratischen Partei an der neuen Bundesregierung könnte die Frage erneut aufwerfen, ob das Privatschulwesen in der Bundesrepublik nicht eine erneute Stärkung erfahren müsste. Jedoch ist ein Zusammenhang zwischen der Beteiligung einer liberalen Partei an der Bundesregierung und der Zukunft des Privatschulsystems nicht zwangsläufig.

Die Beteiligung der Freien Demokratischen Partei an der neuen Bundesregierung könnte die Frage erneut aufwerfen, ob das Privatschulwesen in der Bundesrepublik nicht eine erneute Stärkung erfahren müsste. Jedoch ist ein Zusammenhang zwischen der Beteiligung einer liberalen Partei an der Bundesregierung und der Zukunft des Privatschulsystems nicht zwangsläufig. Nicht nur deshalb nicht, weil dem Bund in diesem Zusammenhang keine Kompetenz zukommt, sondern auch darum, weil das Grundgesetz im Artikel 7 Abs. 4 den Privatschulen Privilegien eingeräumt hat, die kaum eine internationale Verfassung kennt.

Danach sind Privatschulen nämlich zu genehmigen, wenn die Lehrkräfte „nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen, und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird“. Dennoch beträgt der Anteil von Schülern an allgemeinbildenden Privatschulen deutschlandweit nur 7,3 Prozent, mit allerdings starken Schwankungen zwischen den Bundesländern. So gehört Hamburg zu den privatschulaktivsten mit etwa elf Prozent der Grundschüler auf Privatschulen, Schleswig-Holstein ist ein Schlusslicht mit nur rund drei Prozent im Sekundarbereich.

International liegt Deutschland hinter Frankreich mit 17 Prozent Schülern auf Privatschulen oder den USA (zehn Prozent) und Nord-Korea mit 100 Prozent etwa gleichauf mit England (7,2 Prozent).

Interessanter ist aber die Zuwachsrate. Während diese in allen genannten Ländern praktisch null beträgt, macht sie in Deutschland seit der Wende im allgemeinbildenden Bereich fast 80 Prozent aus, so dass die Gesamtzahl der Privatschüler auf inzwischen über 900 000 angewachsen ist. Experten rechnen damit, dass diese Zahl weiter steigen wird, weil es inzwischen möglich ist, aufgrund der zahlreichen Leistungsuntersuchungen im deutschen Schulwesen die Qualität einzelner Schulen relativ genau zu bestimmen. Eltern werden Wege suchen, bei diesen Untersuchungen schlecht abschneidende öffentliche Schulen zu vermeiden.

Müssen wir nun besorgt oder erleichtert sein? – Wir müssen aufmerksam sein. Wir müssen darauf achten, dass Privatschulen nicht sozial selektiv sind, wobei es nicht nur um den Erlass von Schulgeldern geht, sondern um einen aufgeklärten Zugang zu den Schulen, der Mittelschichteltern bekanntlich leichter fällt.

Im Übrigen schadet der Wettbewerb nicht, wenn Leistungstransparenz zu Verbesserungen führt. Dieses lehrt uns das Beispiel der Niederlande, wo ein weitgehend staatlich getragenes, aber privat veranstaltetes Schulwesen seinen Schülerinnen und Schülern nach den Pisa-Daten im internationalen Vergleich Vorteile verschafft. Man kann natürlich nach dieser Bundestagswahl mit den Achseln zucken und die Dinge laufen lassen. Dann findet die Privatisierung schleichend statt und wird kaum zu beaufsichtigen sein.

Der Autor ist Erziehungswissenschaftler und schreibt jeden dritten Montag über aktuelle Themen und Debatten.

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