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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, l) sprach 2016 auf der Eröffnungsveranstaltung des Konfuzius-Instituts Stralsund.

© Stefan Sauer/dpa

Freie Universität Berlin: China finanziert Kulturinstitut mit 100.000 Euro im Jahr

Die Freie Universität erhält für ein „Konfuzius-Institut“ jährlich Geld aus Peking. Kritiker sprechen von „eiskalter Propaganda eines autoritären Regimes.“

Von Jonas Bickelmann

Das „Konfuzius-Institut“ an der Freien Universität Berlin wird jährlich mit 100.000 Euro aus China gefördert. Das teilte die FU auf Anfrage des Tagesspiegels mit. Zuletzt hatte die FDP-Fraktion im Bundestag gewarnt, der chinesische Staat übe mit solchen Kulturinstituten Einfluss auf deutsche Universitäten aus.

„Hinter scheinbar harmlosen Teezeremonien und Sprachkursen versteckt sich die eiskalte Propaganda eines autoritären Regimes. Das hat an unseren Hochschulen nichts verloren“, sagte der FDP-Bildungsexperte Jens Brandenburg der Deutschen Presse-Agentur.

Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht, gibt es in Deutschland mittlerweile 19 solcher Institute, die mehrheitlich an Hochschulen angesiedelt sind. Die „Konfuzius-Institute“ würden von einer nachgeordneten Behörde des chinesischen Erziehungsministeriums gesteuert, die der Propaganda-Abteilung der Kommunistischen Partei Chinas unterstellt sei, heißt es in der Antwort der Regierung weiter.

Die Institute würden in der Regel zwischen einer chinesischen und einer deutschen Universität gegründet. „Der Bundesregierung ist bekannt, dass der chinesische Staat bzw. die Kommunistische Partei Chinas Einfluss auf Veranstaltungen, Lehrinhalte und -materialien an Konfuzius-Instituten in Deutschland nimmt“, heißt es weiter.

Das Konfuzius-Institut an der FU Berlin war 2006 das erste in Deutschland. Auf dessen Homepage heißt es, man sei ein „gemeinnütziger Verein zur Förderung der Kenntnis der chinesischen Sprache und Kultur im Ausland“. Und weiter: „Das Konfuzius-Institut trägt mit seiner Arbeit zur Pflege der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit bei und hat sich in den letzten Jahren als wichtige Kultur- und Sprachinstitution im Berliner Raum etablieren können.“

Einen Einfluss auf die Wissenschaftsfreiheit verneint die FU gegenüber dem Tagesspiegel. „Die Konstruktion des Konfuzius-Institut als eingetragener Verein garantiert die Unabhängigkeit von der Freien Universität und ihres Fachs Sinologie“, sagte der Sprecher.

Weiter heißt es: „Das Konfuzius-Institut an der Freien Universität fördert – ähnlich etwa der Arbeit der Goethe-Institute, des Institut Français, des British Council und anderer vergleichbarer Institutionen – die internationale kulturelle Zusammenarbeit; das Konfuzius-Institut gibt Einblicke in die Kultur des Landes, beispielsweise durch Ausstellungen, Darbietungen und Sprachkurse.“

Auch die Bundesrepublik Deutschland übt im Ausland Einfluss aus, indem sie Kulturinstitute finanziert. Genau wie im nun kritisierten Fall der chinesischen „Konfuzius-Institute“ sind die deutschen Einrichtungen an ausländischen Universitäten angesiedelt. Sie werden direkt vom Auswärtigen Amt finanziell gefördert und sind an Universitäten wie Harvard, Cambridge oder der Peking-Universität in China untergebracht.

FDP kritisiert deutsche „Naivität“

„Deutsche Hochschulen, Länder und Kommunen sollten den Konfuzius-Instituten endlich den Geldhahn zudrehen und bestehende Kooperationen beenden“, forderte FDP-Bildungsexperte Brandenburg.

Der China-Berichterstatter der FDP-Fraktion, Frank Müller-Rosentritt, fügte hinzu, Deutschland und Europa müssten ihre Naivität gegenüber Chinas expansiver Außenpolitik dringend ablegen, „egal ob politische Einflussnahme in innere Angelegenheiten von EU-Staaten, aktuell beim Thema 5G-Ausbau und einer möglichen Beteiligung des Staatskonzerns Huawei, oder eben auch im Bereich der Wissenschaft.“ (mit dpa)

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