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Peter-André Alt.

© Thilo Rückeis

Update

Freie Universität Berlin: Peter-André Alt als FU-Präsident wiedergewählt

Der alte Präsident der Freien Universität Berlin ist auch der neue: Der Germanist Peter-André Alt wurde am Mittwochabend vom Akademischen Senat der FU wiedergewählt.

Peter-André Alt bleibt Präsident der Freien Universität Berlin. Das Wahlgremium der FU, der Erweiterte Akademische Senat, wählte den 53-Jährigen Germanisten im ersten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit. Alt bekam 39 von 59 gültig abgegebenen Stimmen der 61 anwesenden Mitgliedern des Wahlgremiums. Nach stundenlanger Sitzung brandete im großen Hörsaal des Henry-Ford-Baus Applaus für Alt auf. Der Vorsitzende des Kuratoriums, Hans-Uwe Erichsen, gratulierte Alt zur Wiederwahl, während im Hintergrund ein als Clown verkleideter Student aufs Podium sprang und noch einen Zettel in die Wahlurne warf. Die Pharmakologin Monika Schäfer-Korting, die wieder für das Amt der Ersten Vizepräsidentin kandidierte, fiel im ersten Wahlgang knapp durch. Statt der erforderlichen 31 bekam sie nur 30 Stimmen, 29 Mitglieder stimmten mit nein. Ein weiterer Wahlgang ist für den 7. Mai anberaumt.

Nur wenige Uni-Angehörige waren in den Henry-Ford-Bau gekommen, um die Debatten über den Rechenschaftsbericht des Präsidenten und Alts Zukunftspläne vor der Abstimmung zu verfolgen. Einer von ihnen, Herbert Grieshop, Geschäftsführender Direktor des Center for International Cooperation der FU, sagte nach Alts Wiederwahl auf Anfrage: "Ich freue mich, dass die FU nun ihren erfolgreichen Kurs fortsetzen kann, besonders bei der Internationalisierung." Die Medizinerin Anette Simonis, die sich für die GEW-Mittelbauinitiative der FU engagiert, sagte: "In den vergangenen vier Jahren gab es manche Erfolge, die nun fortgeführt werden können. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter sind jetzt aber besonders gespannt darauf, mit welchen konkreten Plänen das Präsidium auf unsere Forderungen reagiert." Ein Student, der Mitglied im Asta ist, aber anonym bleiben will, zeigte sich enttäuscht: "Es war ja klar, dass es so läuft, wenn es nur einen Kandidaten gibt." Alles sei zwischen den Gruppen schon im Vorfeld abgesprochen gewesen. Andere Kandidaten hätten sich dann nicht getraut, gegen den Präsidenten anzutreten, weil sie hinterher Nachteile zu befürchten hätten. Der Informatik-Professor Raúl Rojas, der Sprecher der oppositionellen Professoren-Liste „Exzellenz und Transparenz“, erklärte: "Es gibt ein Machtmonopol an der FU, das andere Ideen und Meinungen ausschließt und sich wie ein Perpetuum mobile verewigt, weil die größte ,Wahlliste' die Partei der Indifferenz ist." Damit meinte Rojas offenbar die Liste "Vereinte Mitte", die bei den Professoren am stärksten ist und der auch Peter-André Alt angehört. Die Hälfte des Akademischen Senats habe auf die Präsidiumsbildung keinen Einfluss, kritisierte Rojas.

Alt hatte schon vor seiner Wahl die Professoren präsentiert, die er sich in den nächsten vier Jahren als Vizepräsidenten wünscht. Neben Schäfer-Korting, die die konservative Professoren-Liste "Liberale Aktion" repräsentiert, soll es bei der Geowissenschaftlerin Brigitta Schütt ("Vereinte Mitte") als Vizepräsidentin für Forschung bleiben. Neu hinzu kommen soll der Sinologie-Professor Klaus Mühlhahn, der zum linken Dienstagskreis gehört. Er soll Vizepräsident für Internationales werden und damit auf den Kommunikationswissenschaftler Klaus Beck folgen, der wieder mehr Zeit in die Forschung investieren will. Der Strafrechtler Klaus Hoffmann-Holland von der "Vereinten Mitte" soll Vizepräsident für Studium und Lehre werden und auf den Ethik-Professor Michael Bongardt folgen.

Im Vorfeld war mit einem eher knappen Ergebnis für Alt gerechnet worden. Vor vier Jahren hatte er zwar schon ein solides Ergebnis zustande gebracht und 37 von 56 Stimmen bekommen. Doch Wahltage sind auch Zahltage, sie bieten die Gelegenheit, offene Rechnungen mit dem Amtsinhaber zu begleichen. Auch haben sich mit den Gremienwahlen vor drei Jahren die Stimmenverhältnisse im Akademischen Senat verändert. Erstmals seit Jahrzehnten wählte diesmal eine neue Professoren-Liste mit, eben die Liste "Exzellenz und Transparenz". Ihre Mitglieder dürften Alt ihre sechs Stimmen aber nicht gegeben haben. Sie sehen sich in Opposition zum bisherigen Präsidium. Da die zehn Studierendenvertreter Alt wohl eher ebenfalls nicht gewählt haben dürften, verdankt er sein gutes Wahlergebnis nicht zuletzt den Gruppen der wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Mitarbeiter. Offenbar herrschte unter den Wahlleuten nicht der Wunsch, Alt einen kleinen Denkzettel zu verpassen und ihn im ersten Wahlgang gar durchfallen zu lassen. Dies wäre recht gefahrlos möglich gewesen, da Alt als einziger Kandidat antrat und im dritten Wahlgang auch mit einfacher Mehrheit ins Amt gekommen wäre.

Biograf Kafkas und Schillers - und Hochschulmanager

Der wiedergewählte Präsident leitet die Universität seit dem Juni 2010. Die FU ist die Alma Mater des gebürtigen Berliners, dort studierte er in den 80er Jahren Germanistik, Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie, 1984 wurde er promoviert. 1993 habilitierte sich Alt an der FU, lehrte dann Neuere Deutsche Literatur in Bochum und Würzburg, bevor er 2005 auf einen Lehrstuhl an die FU zurückkehrte. Einen Namen machte sich Alt insbesondere als Biograf Kafkas und Schillers. Im Hochschulmanagement leitete er unter anderem 2008 bis 2010 die Dahlem Research School. In Alts erster Amtszeit als Präsident wurde die FU als Exzellenzuniversität bestätigt.

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