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Früher Spielzeug-Bauernhof? Bei den Grabungen fanden die Forscher auch diese Tonfigur.

© TISARP/Universität Tübingen

Frühe Bauern: Die Landwirtschaft begann an vielen Orten

Neue Funde aus dem Iran zeigen, dass sich der Ackerbau in vielen Gebieten des "fruchtbaren Halbmonds" mehr oder weniger zeitgleich etablierte. Bald hielten die frühen Siedler auch Tiere in kleinen Herden.

Die Anfänge der Landwirtschaft sind vielfältiger als gedacht. Bisher galt vor allem der westliche Teil des „fruchtbaren Halbmonds“ – also Gebiete vom heutigen Israel über Jordanien bis in den Irak – als Ursprung des Ackerbaus. Doch er entwickelte sich auch im westlichen Iran, etwa zur selben Zeit vor 10 000 bis 12 000 Jahren. Das berichten Simone Riehl und ihre Kollegen von der Universität Tübingen im Fachblatt „Science“. Ihre Funde zeigen einmal mehr, dass die Landwirtschaft an mehreren Orten „erfunden“ wurde.

Der Übergang von Jäger-und-Sammler-Kulturen zu ersten Bauern ist im westlichen Teil des Nahen Ostens an mehreren Stellen dokumentiert. Anders im westlichen Iran, dort hatten Forscher bisher nur wenig Einblick, weil die Region kaum zugänglich war. Erst als der Iraner Mohsen Zeidi in Tübingen seine Doktorarbeit begann, konnten die Wissenschaftler die „Chogha Golan“ genannte Siedlung am Fuß das Zagros-Gebirges mit modernen archäologischen Methoden untersuchen.

„Bereits in den 12 000 Jahre alten Schichten fanden wir sehr große Körner der Gerste“, berichtet Riehl. Genauere Analysen zeigten, dass es sich dabei noch um Wildgetreide handelte. In den Ähren gab es winzige „Sollbruchstellen“. Brachte ein Windstoß oder ein vorbeistreifendes Tier die Ähre rasch in Bewegung, brach sie auf und die Spelzen mit den Getreidekörnern fielen auf den Boden. Dort keimten dann bald neue Pflanzen. Für die Menschen wären natürlich Gerstenähren ohne Sollbruchstellen besser. Denn bei der Ernte mit primitiven Sicheln würden weniger Körner zu Boden fallen – und mehr für die frühen Bauern übrig bleiben. Tatsächlich fanden die Wissenschaftler auch solche Ähren in einer 9800 Jahre alten Schicht. Sie stammen von einer Weizensorte, die es vorher in der Natur so nicht gegeben hatte – ein starker Beleg dafür, dass in Chogha Golan die Landwirtschaft begonnen hatte.

„In den alten Schichten fanden wir aber nicht nur Wildgerste, sondern auch die Vorfahren von Weizen, Linsen und Erbsen“, sagt Riehl. Gleichzeitig begannen die Menschen im Zagros-Gebirge damals auch, Wildziegen nicht mehr wie früher nur zu jagen, sondern sie auch in kleinen Herden zu halten. Sie waren zu Bauern geworden.

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