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Terracotta. Aber immer weniger Terra Incognita. Eine Amphore aus Etrurien, ca. 530 v. Chr.

© imago images/Artokoloro

Gen-Daten aus fast 3000 Jahre alten Knochen: Die Herkunft der Etrusker

Ein Volk, eine Kultur, eine Sprache mit mysteriösen Wurzeln - so werden die Etrusker oft dargestellt. Nun scheint eines der Rätsel dieser Frühitaliener gelöst.

Ausstellungsmacher haben es schon wegen Corona nicht leicht derzeit. Für die unter ihnen, die sich speziell der Archäologie widmen, kommt jetzt noch ein Problem hinzu. Eines der großen Mysterien, mit denen man bislang Besucher in die Museen ziehen konnte, ist offenbar keines mehr.

Unter Leitung des Tübinger Archäo-Genetikers Cosimo Posth hat eine Gruppe von Forschenden das Rätsel um die Herkunft der Etrusker gelöst.

Spannende Frage, langweilige Antwort

Und die Antwort auf diese Frage, die bislang tatsächlich zu den großen der Kulturgeschichte gehörte, fällt auch noch maximal langweilig aus: Das Volk, das vor den Römern über Jahrhunderte weite Teile des Gebietes des heutigen Italien beherrschte und von dem schon Herodot geglaubt hatte, es müsse einst von weither gekommen sein, kam wie jene, die später als „die Römer“ ein Weltreich gründen sollten, auch schlicht von der Apenninen-Halbinsel. Es hatte jedenfalls weitgehend denselben Vorfahren-Mix.

Das besagen die genetischen Daten, die Posth und seine Kolleginnen und Kollegen aus bis zu 2800 Jahre alten Überresten von 82 Menschen aus dem etrurischen Gebiet gewinnen konnten. Die Etrusker seien „nicht unterscheidbar von den Latinern“, so Posth gegenüber dem Magazin „Science“. Und sie trügen wie diese einen großen Anteil genetischen Erbes eurasischer Steppenvölker in sich.

Die Verteidigung der Sprache

Diese, aber auch europäische und anatolische Stämme, so die derzeitige Lehrmeinung, besiedelten einst das heutige Italien – und verdrängten oder assimilierten wohl andere Völker.

Der wichtigste Grund, warum die Etrusker bislang als so rätselhaft galten, war ihre nicht indogermanische und bis heute kaum enträtselte Sprache. Und hier liegt ein Mysterium, das trotz aller jetzt im Magazin „Science Advances“ publizierter genetischer Klarheit erhalten bleibt.

Und es macht die Etrusker vielleicht noch interessanter, als sie bislang ohnehin schon galten: Anders als bei den latinischen Nachbarn, bei denen der Influx indogermanischer Völker auch mit der Etablierung einer indoeuropäischen Sprache einherging, behielten die Etrusker ihre Sprache, auch wenn sie Elemente anderer Idiome übernahmen.

"Starke" Kultur

Diese Besonderheit könnte für eine außergewöhnliche Stärke und Resilienz dieser Kultur sprechen, so der Linguist und Studien-Coautor Guus Kroonen von der Universität Leiden.

Dies – und das Rätsel, worin diese Stärke bestanden haben mag – wäre dann natürlich ein vielleicht noch stärkeres Argument, sich auch in Zukunft keine Ausstellung über die Etrusker entgehen zu lassen.

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