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Versklavt. "Ostarbeiter" vor der Verschleppung nach Deutschland, wahrscheinlich in Kiew, 1942.

© unbekannter Fotograf/Wikimedia Commons

"Generalplan Ost": Ausstellung über NS-Ostpolitik geht nach Polen

Eine Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über den verbrecherischen "Generalplan Ost" wird jetzt auch in Polen gezeigt - begleitet von einer Delegation des Bundestags.

Im Juli 1941, als Hitler und viele deutsche Generäle dachten, sie könnten Russland im Stil der Blitzkriege erobern, malte Adolf Hitler in seinem Hauptquartier Wolfsschanze ein nationalsozialistisches Idealbild über die Zukunft Deutschlands. Vorbild war für ihn Großbritannien, das das rohstoffreiche Indien zur Kolonie gemacht hatte. Für Deutschland sollte der Ostraum bis zum Ural nicht nur Getreide und Kartoffeln liefern, sondern auch Erdöl, Eisen und Kohle. Hitler träumte von einem autarken Großdeutschland, das in Europa die dominierende Rolle spielen würde.

Die Slawen waren für ihn Untermenschen und konnten entweder als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden oder sie hatten den neu anzusiedelnden Deutschen bis hinter den Ural zu weichen. Aus den verarmten Gebieten im Erzgebirge und Thüringen sowie aus Südtirol, das nach dem Ersten Weltkrieg Italien zugeschlagen worden war, sollten die neuen Siedler kommen. Als Herrennaturen und Wehrbauern hatten sie jedes Eindringen von Slawen und „asiatischen Horden“ über den Ural abzuwehren.

Hitlers Träumereien mündeten zunächst in einem Plan des Reichssicherheitshauptamtes. Er sah vor, dass 31 Millionen Menschen deportiert oder ermordet werden sollten. 14 Millionen „Fremdvölkische“ sollten Arbeitssklaven werden. Unter Leitung des Geografen Konrad Meyer von der renommierten Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin wurde im Juli 1942 der „Generalplan Ost“ der SS vorgelegt. An dem Generalplan arbeitete ein Team von Wissenschaftlern, deren Spezialwissen von der Erbsenzucht auf russischen Schwarzerdeböden bis zu neuen Verkehrswegen für Eisenbahn, Autos und Schiffe reichte. Aber auch der „Generalplan Ost“ sah eine Dezimierung der Bevölkerung vor. Die Slawen sollten durch Zwangsarbeit die neue Infrastruktur aus dem Boden stampfen. Der Skandal ist, dass Konrad Meyer nach dem Krieg in Hannover als Professor wirken konnte und mit der Behauptung durchkam, er habe nur geografische Planungen betrieben und durchgerechnet. Es waren Studenten der Humboldt-Universität, die zum 200jährigen Jubiläum im Jahr 2010 den „Generalplan Ost“ ins Bewusstsein der Wissenschaft rückten.

Die DFG, deren Vorgängerorganisation die Arbeiten am „Generalplan Ost“ von Meyer mit immensen Summen finanziert hatte, hat in den letzten Jahren eine Ausstellung über „den Generalplan Ost“ durch verschiedene deutsche Universitäten geschickt. Jetzt wird diese Ausstellung in Polen gezeigt. Der Präsident des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, hat gemeinsam mit seiner polnischen Kollegin, Sejmmarschall Ewa Kopacz, die Schirmherrschaft übernommen. Am 17. April wird eine Delegation des Bundestages bei der Ausstellungseröffnung in den Räumen des Instituts für das „Nationale Gedenken“ in Warschau erwartet. Anschließend wandert die Ausstellung nach Lublin, Breslau, Posen und Danzig/Gdingen. DFG-Präsident Matthias Kleiner erklärte am Donnerstag: „Noch vor 20 Jahren wäre es der DFG schwergefallen, eine Ausstellung zum ‚Generalplan Ost’ zu konzipieren, geschweige denn daran zu denken, sie in Polen zu zeigen.“

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