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Auf entlegenen indonesischen Inseln entdeckt: der Taliabu Leaf-Warbler.

© James Eaton/Birdtour Asia

Gerade entdeckt und schon bedroht: Jahrhundert-Artenfund auf entlegenen Inseln

Bei einer Expedition in Indonesien haben Forscher fünf bislang unbekannte Spezies identifiziert. Ihre Lebensräume schrumpfen.

Von leuchtend bunt bis eher unscheinbar: Auf entlegenen indonesischen Inseln haben Forscher bei einer Expedition binnen weniger Wochen fünf neue Vogelarten sowie fünf Unterarten entdeckt. Das ist umso erstaunlicher, als gerade Vögel als recht gut erforscht gelten.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden im Mittel pro Jahr weniger als sechs neue Spezies beschrieben. Die Studie zeigt nicht nur, wie viele unbekannte Vogelarten es noch geben könnte, sondern auch, wie gefährdet sie mitunter sind: Zwei der drei Inseln hätten in jüngster Zeit extrem viel Wald verloren, sodass der Lebensraum einiger Spezies bedroht sei, schreibt das Team um Frank Rheindt von der Universität Singapur im Fachblatt „Science“.

Der größte Teil der globalen Artenvielfalt gilt als unbekannt. Doch Vögel sind wegen ihrer auffälligen Lebensweise die besterforschte Tiergruppe. Derzeit seien etwa 11 000 Vogelarten bekannt, schreibt das Team um Rheindt. Die meisten neuen Arten wurden in den letzten Jahren demnach in Südamerika gefunden. Das Team besuchte nun Ende 2013 sechs Wochen lang die Inseln Peleng, Taliabu und Batudaka, die östlich von Sulawesi liegen.

Viele weitere unbekannte Spezies vermutet

Drei bislang unbekannte Arten und drei Unterarten fand das Team im Hochland von Taliabu, zwei weitere Spezies und eine Subspezies in den Bergen von Peleng, eine Unterart auf Batudaka.

Taliabu Grasshopper-Warbler.
Taliabu Grasshopper-Warbler.

© James Eaton/Birdtour Asia

„Die Beschreibung so vieler Vogelarten in einem geografisch so kleinen Areal ist eine Rarität“, erklären die Forscher. Möglicherweise gebe es auch in anderen wenig erforschten Gegenden noch viele unbekannte Vogelarten. Dass sie ausgerechnet auf diesen drei Inseln fündig wurden, erklären die Wissenschaftler mit der regionalen Topografie. Das Meer sei so tief, dass die Inseln in den vergangenen Jahrmillionen, als der Meeresspiegel während der Eiszeiten um bis zu 120 Meter sank, isoliert geblieben seien. Daher gebe es dort viele endemische Arten – im Gegensatz zu anderen Inseln, die im Laufe der Zeit immer wieder durch Landbrücken mit Sulawesi verbunden waren. „Taliabu und Peleng sind vielleicht die letzten Kandidaten im indonesischen Archipel, die sowohl von Tiefsee umgeben als auch ornithologisch untererforscht sind“, schreiben sie.

Ein makabres Wettrennen zwischen Entdeckung und Ausrottung

Allerdings sei gerade auf diesen Inseln viel Wald zerstört worden. Die meisten der beschriebenen Arten, die überwiegend Spannweiten von grob 15 bis 22 Zentimetern haben, kämen wohl mit dem nachwachsenden Sekundärwald zurecht, betont das Team. Aber zumindest bei einer Art auf Taliabu, Locustella portenta, sei der Lebensraum auf wenige Quadratkilometer geschrumpft.

Togian Jungle-Flycatcher
Togian Jungle-Flycatcher

© James Eaton/Birdtour Asia

In einem „Science“-Kommentar schreiben Jonathan Kennedy von der Universität Sheffield und Jon Fjeldså von der Uni Kopenhagen, die Funde stellten die höchste Zahl entdeckter neuer Arten in einem begrenzten Areal seit mehr als 100 Jahren dar. Das zeige, wie wichtig die Erfassung der Artenvielfalt sei – vor allem angesichts des gegenwärtigen, schnell fortschreitenden Artensterbens. „Für große Teile der weltweiten Artenvielfalt besteht ein beträchtliches Risiko, zu verschwinden, bevor sie der Wissenschaft bekannt sind.“

(Walter Willems, dpa)

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