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Gut erhalten. Der kleine Vogel fand an jähes Ende und wurde am Grund eines Sees begraben. Dort wurde er so gut konserviert, dass sein Mageninhalt 47 Millionen Jahre erhalten blieb.

© dpa

Grube Messel: Bereits vor 47 Millionen Jahren bestäubten Vögel Blüten

Die Beziehung zwischen Vögeln und Pflanzen ist uralt: Ein Fossil aus der Grube Messel saugte bereits vor 47 Millionen Jahren Nektar und trug Pollen von Blüte zu Blüte.

Gerade acht Zentimeter maß er von der Schnabelspitze bis zu den Füßen. Und er hatte einen guten Grund, vor 47 Millionen Jahren von Blüte zu Blüte zu fliegen: Der Vogel ernährte sich von Nektar. Dabei blieben wohl auch einige Pollen an seinem Gefieder haften, ganz nebenbei wurde er so zum Bestäuber der Pflanzen.

Insekten betrieben dieses Tauschgeschäft bereits zu Zeiten der Dinosaurier. Wann Vögel dazukamen, wusste bisher niemand genau – bis Gerald Mayr und Volker Wilde vom Senckenberg-Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt am Main in der Grube Messel die versteinerten Überreste des Vogels ausgruben. Jetzt beschreiben sie ihren Fund im Fachblatt „Biology Letters“.

Die wissenschaftliche Sensation entdeckten die beiden Spezialisten unter dem Mikroskop: Genau an der Stelle, an der sich der Magen befindet, ballten sich auf der winzigen Fläche von 4,9 mal 2,6 Millimetern hunderte Pflanzenpollen. Das konnte kein Zufall sein, der Vogel muss sie gefressen haben. Dazu passt der lange Schnabel, den das Tier tief in die Blütenkelche hineinstecken konnte, um Nektar zu saugen.

Ähnlich wie bei heutigen Vögeln wurde der zuckrige Nektar rasch vom Organismus aufgenommen, die harten Pollen dagegen blieben übrig. Dass sie gleich Jahrmilionen überstanden, ist ein Glücksfall für die Forscher. Der Vogel starb nach seiner Mahlzeit und sank auf den Grund eines Sees, wo das Wasser sauerstoffarm und sauer war. Es gerbte die Haut der toten Organismen, so dass Forscher heute noch Weichteile finden können. Selbst der Mageninhalt blieb so bei 20 von 2000 Vogelfossilien aus der Grube Messel erhalten. Pollen waren noch nie dabei.

Der kleine Vogel aus der Grube Messel ist der erste eindeutige Hinweis darauf, dass bereits vor 47 Millionen Jahren Vögel zu Bestäubern wurden. „Damit ist erstmals das hohe Alter einer spannenden ökologischen Beziehung bestimmt“, sagt Mayr. Die Pflanzen warteten fortan nicht nur mit blauen und violetten Blüten, sondern auch mit den Farben Rot, Orange und Gelb auf. Denn diese können Vögel besonders gut sehen.

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