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Wissen: Harry Potter lässt grüßen

Beim FU-Club „Forsche(r) Mäuse“ erkunden Berliner Schüler die Chemie des Alltags

Wieso sind Flamingos rosa? Warum kann ein Flummi hopsen – und Steine nicht? Selbst gewieften Eltern bleibt da nur ein Schulterzucken. Wieso? Weshalb? Warum? Der Sesamstraße sind die Kinder längst entwachsen. In der Schule, wo man zu den „Großen“ gehört, ist selber ausprobieren cooler.

In der ersten „Langen Nacht der Wissenschaften“ hatten Grundschüler an der Freien Universität dazu ausgiebig Gelegenheit. Doch eine Frage blieb offen. „Warum können wir nicht nächste Woche wiederkommen?“ Ja, warum nicht?, dachte sich Angela Köhler-Krützfeldt, Didaktikerin am Institut für Chemie, und entwickelte das Konzept für den Experimentierclub „Forsche(r) Mäuse“. Neun- bis Dreizehnjährige können nach den Osterferien jeden Donnerstagnachmittag im Dahlemer Uni-Labor unter fachkundiger Anleitung experimentieren. Dem Stifterverband gefiel die Idee so gut, dass er das Projekt im Rahmen der Aktion „Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit“ prämierte.

Chemie besteht nicht nur aus Theorie und öden Formeln, wie die Symbolsprache des Fachs vermuten lässt. Der Begriff „Chemie“ ist auch kein Synonym für Künstliches, Unnatürliches oder Umweltverschmutzung. Chemie ist die Lehre der Umwandlung von Stoffen. Das Institut für Chemie versucht, dies durch intensive Kontakte zum Nachwuchs zu vermitteln – anschaulich und mit Spaß.

Seit 1998 stürmen Schüler zu den Halloween-, Nikolaus- und Faschingsvorlesungen die Hörsäle. Wenn saure Gurken im Stromkreis wie Glühbirnen leuchten, bleibt selbst Quasselstrippen vor Staunen der Mund offen stehen. Seit Harry Potter erfährt die „Zauberkunst“ eine Renaissance. Doch mit Zauberei haben die Kabinettstückchen nichts zu tun. Für die glühende Gurke gibt es eine simple chemische Erklärung: Es sind die Natrium-Ionen im pikant eingelegten Gemüse, die durch Strom zum Leuchten angeregt werden. Sechswöchige Kurse für Schüler von Mittel- und Oberstufe sind eine willkommene Ergänzung zum Schulunterricht. Auch Lehrer kommen zu Fortbildungen ins Institut und kehren mit neuen Unterrichtsideen in die Schulen zurück. Seit 2001 gibt es eine „Chemistry Summer School“ für Schülerinnen, die wegen des Andrangs durch eine „Winter School“ ergänzt wird.

Das Interesse der Schüler ist groß, gerade in den ersten Klassen, weiß Köhler-Krützfeldt. Neben ihrer Tätigkeit an der FU leitet sie eine naturwissenschaftliche Arbeitsgruppe an einer Berliner Grundschule. „Es ist faszinierend, wie begeistert schon die Kleinsten mitmachen und die Ergebnisse gleich umsetzen.“ Beim Kosten von Lebensmitteln bemerkte ein Kind: „Das schmeckt süß. Da ist sicher Zucker drin. Den könnten wir doch mit ,Fehling’ nachweisen.“ Die Fehlingprobe ist ein Klassiker in der Zuckeranalytik. Viel Raum für eigene Experimente – auch das soll es bei den „Forsche(r)-Mäusen“ geben.

In der laufenden Vorbereitungsphase kommen FU-Didaktiker zu „Schnupperkursen“ an die Grundschulen, um bei Projektwochen, Schulfesten oder dem Sachkundeunterricht für den Club zu werben. Zunächst vier Themenkomplexe werden für Schüler ab der 4. Klasse angeboten. Bei „Was ist drin in Lebensmitteln?“ wird Gummibärchen mit Nachweisreaktionen für Stärke, Zucker, Eiweiß und Fett auf den Grund gegangen. Bei „Was Wasser alles kann“ gibt es Versuche zur Oberflächenspannung und Kristallzüchtung. Um Fälschungsmöglichkeiten im Alltag geht es beim Projekt „Von versteckten Farben und Geheimschriften“. Die erstaunlichen Eigenschaften von Polymeren zeigt der Kurs „Zauberhafte Kunststoffe“. Der Mitgliedsbeitrag kostet zehn Euro im Monat.

Die „Forsche(r) Mäuse“ im Internet:

www.chemie.fu-berlin.de/fb/fachdid

Telefonische Auskunft: 838 56343

Catarina Pietschmann

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