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Herzbericht 2011: Weniger Tote durch Herzleiden

In Deutschland sterben immer weniger Menschen an einem Infarkt, in den Jahren von 2000 bis 2010 hat sich ihre Zahl von 81,8 auf 67,9 Verstorbene pro hunderttausend Einwohner verringert.

Wie wahrscheinlich das Überleben nach einem Herzinfarkt ist, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden: Am besten schneiden Hamburg (53 pro 100 000) und Berlin (56 pro 100 000) ab, Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt (111 pro 100 000) und Brandenburg (101 pro 100 000). Das geht aus dem Herzbericht 2011 hervor, den die Fachgesellschaften und die Deutsche Herzstiftung gestern in Berlin vorstellten.

Das liege nicht daran, dass in der Großstadt die Infrastruktur grundsätzlich besser sei als auf dem Land, betonte Eckart Fleck von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Auch in Flächenstaaten gebe es ausreichende Angebote. Allerdings fehlten in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen noch Herznotfallambulanzen, die über alle modernen Geräte verfügen, sagte Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. Manchmal verhindere die Konkurrenz zwischen Krankenhäusern oder ein weniger effektives Notarztsystem die optimale Behandlung der Patienten. Mögliche weitere Faktoren seien Lebensweise und Arbeitslosigkeit sowie das mangelnde Wissen der Patienten über Herzkrankheiten.

Dass laut Statistik mehr Menschen an Herzklappenerkrankungen, Herzschwäche oder Rhythmusstörungen litten, habe vermutlich zwei Gründe, sagte Fleck: Zum einen achteten Ärzte mehr auf diese Krankheiten; zum anderen verlängerten moderne Therapien das Leben der Patienten. Alles in allem sinke die Sterblichkeit bei Herzerkrankungen – obwohl in Diagnostik und Therapie erstmals etwas weniger auf Herzkatheterlabore zurückgegriffen wurde. „Das kann man als Trendwende bezeichnen“, sagte Fleck. Meinertz ergänzt: „Innovative Methoden werden oft anfangs allzu enthusiastisch verwendet, jetzt findet man auf ein Normalmaß zurück.“

Kritikwürdig sei, dass die Zahl der kathetergestützten Aortenklappenimplantation (Tavi) weiter steige – entgegen der Leitlinien auch bei jüngeren Patienten und in Kliniken ohne herzchirurgische Abteilung, sagte Jochen Cremer von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Insgesamt würden mehr biologische als mechanische Aortenklappenprothesen verwendet. Insbesondere für ältere Patienten bringe das mehr Lebensqualität, da sie so auf Blutverdünner verzichten können. Mit dem Deutschen Aortenklappenregister, in dem bereits mehr als 35 000 Patienten verzeichnet sind, sollen die Risiken und Erfolgschancen der einzelnen Methoden besser überprüft werden.

Bei den rund 100 000 Herzoperationen im Jahr 2011 bekamen etwa 55 000 Patienten einen Bypass. Ob für einen Menschen mit verengten Herzgefäßen ein Bypass oder Stents besser geeignet seien, solle ein Herzteam aus Chirurgen und Kardiologen individuell entscheiden, sagte Cremer. Bei komplexen Erkrankungen der Herzkranzgefäße seien sowohl Überlebensrate als auch die Lebensqualität mit einem Bypass oft besser.

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