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Hochschule: Arbeiterkinder an die Uni

Ein neues Programm soll Jugendlichen aus nichtakademischen Familien beim Studium helfen. Bewerben können sich bereits Schüler der 11. Klasse.

Ein neues Förderprogramm des Bundesbildungsministeriums soll ab diesem September 175 Jugendliche aus nichtakademischen Elternhäusern auf dem Weg zum Studium unterstützen. Ziel sei es, „den Zusammenhang von Bildungschancen und sozialer Herkunft aufzubrechen“, sagte Andreas Storm, Staatssekretär im Ministerium, jetzt in Berlin. Wichtig sei, die Zahl der Studienabbrüche zu verringern. Das Programm „Studienkompass“ solle die Schüler daher „intensiv in eine passende Studienwahl begleiten“. Die Jugendlichen seien mittels eines computergestützten Tests ausgewählt worden, der logisches Denken, sprachliche Fähigkeiten sowie soziale Intelligenz geprüft habe. Insgesamt hatten sich 350 Schüler beworben. Das Programm soll auch in den nächsten Jahren wieder angeboten werden.

Das Angebot richtet sich zunächst nur an Jugendliche aus fünf Regionen, für die ein „besonderer Bedarf“ ermittelt worden sei: Schüler aus den Räumen Frankfurt an der Oder, Köln, Erfurt, Hamburg und Frankfurt am Main nehmen nun an der ersten Runde teil. Ein Viertel der Jugendlichen kommt aus Migrantenfamilien. In den nächsten Jahren solle auch Berlin zum „Studienkompass“ hinzustoßen, hieß es.

Alle ausgewählten Schüler besuchen derzeit die zwölfte Klasse. Die Förderung läuft über drei Jahre und umfasst regionale Workshops sowie die Beratung durch Mentoren. Drei wirtschaftsnahe Stiftungen organisieren das Angebot gemeinsam mit dem Bundesbildungsministerium. Es beinhaltet allerdings keine finanziellen Hilfen, etwa die Übernahme von Studiengebühren. „Stipendien gibt es ganz bewusst nicht“, sagte Tessen von Heydebreck, Vorsitzender der beteiligten Deutsche-Bank-Stiftung. Sie hätten „die Motivation der Teilnehmer in eine falsche Richtung gelenkt“. Die ideelle Förderung sei eine „wirksame Hilfe zur Selbsthilfe“. Er hoffe, dass sich künftig weitere Stiftungen und Unternehmen beteiligen.

Aus der Region Frankfurt (Oder) wurde die 17-jährige Katharina Keilpflug in das Programm aufgenommen – ebenso wie 30 andere Schüler aus Eisenhüttenstadt, Seelow und Storkow. Katharina, die ein Gymnasium in Beeskow besucht, hatte zu Beginn des Jahres durch ihre Lehrer vom „Studienkompass“ erfahren und den Test absolviert. Ihre Mutter, eine ehemalige Krankenschwester, lässt sich momentan zur Bürokauffrau umschulen. Ihr Vater hat sich mit einem Fuhrbetrieb selbstständig gemacht. Sie wolle „nach der Schule Kriminalistik studieren und bei der Polizei arbeiten“, sagte Katharina. Ende September sei ein erstes regionales Treffen geplant, bei dem die Stärken und Schwächen jedes Teilnehmers analysiert werden sollen.

Für die nächste Förderrunde des „Studienkompass“ können sich Oberschüler wieder im Frühjahr 2008 bewerben. Zugelassen sind, wie in diesem Jahr, nur Jugendliche der elften Klassen aus festgelegten Regionen. Sie müssen aus einem nichtakademischen Elternhaus stammen. Das Bundesbildungsministerium und die beteiligten Stiftungen kündigten an, in den nächsten Jahren mit jeder Förderrunde mindestens 175 Schüler in den „Studienkompass“ aufzunehmen. Für das Projekt sei allerdings höchstens eine Laufzeit von zehn Jahren vorgesehen.

Mehr Informationen im Internet: www.studienkompass.de/die-initiative.html

Tina Rohowski

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