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Hochschulen: Neue Kritik an Zöllners Preismodell

In den Unis hält die Skepsis am Preismodell von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner an. Doch Zöllner ist auf die Zustimmung der Hochschulen nicht angewiesen.

Zu erwarten sei „kein schönes neues Modell, sondern Stückwerk“, sagte Tim Stuchtey, an der Humboldt-Universität zuständig für Qualitätsmanagement, am Dienstag im Akademischen Senat. Allerdings habe der Widerstand der Hochschulen „grobe Schnitzer“ verhindert. Mit dem Preismodell sollen die Hochschulen ab 2012 zwei Drittel ihres Budgets durch Leistungen in Lehre und Forschung vom Land einwerben. Die Verhandlungen um die Details gehen ihrem Ende entgegen. Zöllner ist dabei auf die Zustimmung der Hochschulen nicht angewiesen.

Stuchtey sagte, die Hochschulen hätten erwartet, dass Zöllners Preise für alle Hochschulen einer Art gelten (also etwa alle großen Unis nach den gleichen Regeln gemessen werden). Zöllner habe stattdessen aber ein von ihm von vornherein angestrebtes „Zielbudget“ „auf den Punkt“ treffen wollen. Das sei „etwas merkwürdig“.

Tatsächlich hat Zöllner seine Preise so „hingerechnet“, dass jede Hochschule ihren bisherigen finanziellen Status Quo ungefähr erreicht. Das könnte aber etwa in der Forschung besonders erfolgreiche Unis benachteiligen: Können sie ihr im Moment sehr hohes Niveau nicht aufrechterhalten, werden sie mit finanziellen Einbußen bei der Grundfinanzierung bestraft. Und im Innern einer Uni könnten die „Falschen“ belohnt werden: Fächer, die sich bisher keine Mühe gegeben haben, besonders viele Studierende anzuziehen, könnten jetzt mit zusätzlichen Studierenden leicht Geld einspielen. Fächer, die seit langem überlastet sind, könnten hingegen nicht so schnell wachsen. Beobachter befürchten aber, dass die Fachbereiche darauf pochen werden, dass die Unileitungen ihnen selbst die Belohnungen für die erbrachten Leistungen durchreichen. Das aber würde an anderer Stelle Löcher in die Grundfinanzierung reißen.

Von der Ausgestaltung des Preismodells hängt auch ab, wie attraktiv es für die einzelnen Fächer tatsächlich ist, mehr Studierende aufzunehmen, sagte HU-Vizepräsident Uwe Jens Nagel. Bis zum Jahr 2021 sollen die Berliner Hochschulen zusätzlich 6000 Studienanfänger im ersten Hochschulsemester im Vergleich zu 2008 aufnehmen. 3000 der Plätze sollen die Universitäten aufbauen.

In der Lehrerausbildung hat Zöllner bereits über die neuen Hochschulverträge bestimmt, welche Bereiche wachsen sollen, damit die Unis „bedarfsgerecht“ ausbilden: nämlich Sonderpädagogik, Englisch, Latein, Chemie, Physik und Musik (Studienratsausbildung).

Die bei Studierenden beliebten Kombinationen zwischen Deutsch, Geschichte und Sozialkunde wollte Zöllner ursprünglich in Berlin gar nicht mehr anbieten, wie Nagel sagte. Der Widerstand der Unis habe dazu geführt, dass Kombinationen dieser Fächer „ab 2010 zunächst für zwei Zulassungsperioden ausgesetzt werden“, wie es in den Verträgen heißt. Abiturienten mit diesem Studienwunsch haben in Berlin also vorerst keine Chance – aus Sicht des HU-Germanisten Michael Kämper-van den Boogart eine womöglich verfassungswidrige Klausel. Denn die Verfassung garantiert die Freiheit der Berufswahl. Insgesamt sollen die Unis vom Jahr 2014 an jährlich 1000 Absolventen für Berlins Schulen bereitstellen. akü

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