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Studenten stehen vor dem Hauptgebäude der Technischen Universität.

© TU Berlin/Dahl

Hochschulverträge in Berlin und die Folgen: Die Unis müssen knautschen und jonglieren

Berlins Hochschulen stehen vor einer „Knautschphase“, wie TU-Präsident Jörg Steinbach es am Mittwoch im Abgeordnetenhaus formulierte: Einsparungen seien unvermeidlich.

Wo die Berliner Hochschulen genau sparen müssen, sei allerdings noch nicht klar, sagte TU-Präsident Jörg Steinbach. Es werde eine „wüste Mischung“ aus Sparmaßnahmen beim Personal geben, das werde zu größeren Studierendengruppen in Lehrveranstaltungen führen. Auch Theda Borde, die Rektorin der Alice-Salomon-Hochschule, geht von volleren Seminaren aus. Gerade die Professoren an Fachhochschulen würden darunter leiden, schließlich seien sie von ihrer hohen Lehrverpflichtung und ihren Aufgaben im Wissenschaftstransfer bereits besonders belastet. Martin Rennert, der Präsident der Universität der Künste, erklärte, die Kunsthochschulen würden fortan mit den Mitteln aus der Bauerhaltung und bei der Besetzung offener Stellen „jonglieren“ müssen, um mit dem Zuschuss auszukommen.

Der TU-Präsident: 55 Millionen Euro fehlen

Zwar ist seit Juni bekannt, dass der Senat die Zuschüsse für die Hochschulen bis zum Jahr 2017 schrittweise um 122 Millionen Euro erhöhen will. Steinbach sieht aber angesichts erwartbarer Kostensteigerungen dennoch eine „Deckungslücke“ von insgesamt 55 Millionen Euro: „Wir können den Status quo nicht halten“, sagte er. Jeder der drei großen Unis würden in den kommenden vier Jahren Millionen fehlen, im Jahr 2017 jeweils rund 14 Millionen Euro, schätzt Steinbach.

Die Abgeordneten des Wissenschaftsausschusses hatten Vertreter der Hochschulen zu einer Anhörung eingeladen. Das Parlament will die Etats der Hochschulen mit dem Berliner Doppelhaushalt bis zum Ende des Jahres verabschieden. Im Januar sollen die Präsidenten der Hochschulen die Verträge unterschreiben.

„Soll ich den Verträgen zustimmen?“, fragte Martin Delius von der Piratenpartei die Hochschulvertreter. „Ja bitte!“, antwortete Steinbach. „Alles andere wird nur schlimmer.“ Die Hochschulpräsidenten gehen davon aus, dass Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) das bestmögliche Ergebnis im Kabinett herausgeholt hat und hoffen, dass das Parlament es dabei belässt. Steinbach nimmt hinter den Kulissen „Kräfte“ wahr, die an dem Abschluss zulasten der Hochschulen „knabbern wollen“. Auch gebe es Bestrebungen, fünf Millionen Euro für die Berliner Einstein-Stiftung aus den Uni-Zuschüssen umzuschichten, was aber „keine Lösung“ sei.

"Freiheit von Forschung und Lehre gefährdet"

Die Studierendenvertreter Philipp Bahrt und Lucas Feicht forderten die Abgeordneten auf, den Verträgen nicht zuzustimmen: „Die Verträge gefährden die Freiheit von Forschung und Lehre“, erklärte Bahrt. Die Fixierung auf die leistungsbezogene Mittelvergabe führe zur „Verflachung“, die Fokussierung auf „Exzellenz“ schade der Lehre.

Die Studierenden kritisierten auch, es fehlten Plätze im Master. In den Hochschulverträgen wird angeregt, ab dem Jahr 2016 Plätze aus dem Bachelor dorthin umzuschichten, sollten die Studienanfängerzahlen zurückgehen. Dass in Zukunft weniger Plätze im Bachelor gebraucht werden, bezweifelte TU-Präsident Steinbach jedoch.

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