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Hurrikan

© AFP

Hurrikane: Es wird immer heftiger

Ein Hurrikan jagt anscheinend den nächsten: "Gustav", "Hanna", "Ike". Doch die Zahl der Hurrikane wird abnehmen – dafür werden sie stürmischer.

Das Schlimmste ist überstanden, vorerst: Der Hurrikan „Gustav“, der in den vergangenen Tagen die Menschen auf Kuba und im Süden der USA in Angst und Schrecken versetzte, wird schwächer. Doch schon fegt der nächste tropische Wirbelsturm durch die Karibik. „Hanna“ hat auf Haiti schon mindestens 19 Menschenleben gefordert. Meteorologen rechnen damit, dass der Sturm in wenigen Tagen Florida oder South Carolina erreicht. Die Zyklone „Ike“ und „Josephine“ kreiseln derweil noch über dem Ozean und werden wohl ebenfalls die karibischen Inseln heimsuchen.

Der Eindruck, dass es heute mehr Hurrikane und Taifune – so nennt man sie rund um den Pazifik – gibt als früher, täuscht nicht. „Zumindest für die vergangenen 30 Jahre lässt sich die Zunahme klar belegen“, sagt Erich Roeckner, Klimaforscher am Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI) in Hamburg.

Eine Ursache für diesen Trend sind die steigenden Temperaturen des Oberflächenwassers in den tropischen Meeren. Das Wasser erwärmt die Luft, die daraufhin nach oben steigt. Direkt über dem Meer entsteht ein Unterdruck, der weitere feuchte Luft aus allen Himmelsrichtungen ansaugt. In höheren Luftschichten, wo es kälter ist, kondensiert der Wasserdampf und gibt dabei Wärme ab. Aus diesem Vorgang gewinnt ein tropischer Wirbelsturm seine Energie – und je wärmer das Meerwasser ist, desto stärker.

Diesen Zusammenhang haben jetzt Forscher der Universität von Florida in Tallahassee bewiesen. Sie analysierten weltweit alle Hurrikane – das sind jene Tropenstürme mit einer Geschwindigkeit von mehr als 119 Kilometern pro Stunde – der Jahre 1981 bis 2006. Dabei zeigte sich, dass das Spitzentempo der Stürme umso größer war, je wärmer das Meerwasser war.

Infolge des Klimawandels werden Hurrikane künftige noch heftiger sein, prognostiziert das Team um James Elsner im Fachblatt „Nature“ (Band 455, Seite 92). Ihren Berechnungen zufolge würde die Erwärmung der Meeresoberfläche um ein Grad Celsius die Zahl schwerer Stürme von weltweit 13 auf 17 erhöhen, das ist rund ein Drittel.

„Es wird zwar mehr starke Hurrikane geben, insgesamt wird die Zahl der Wirbelstürme aber zurückgehen“, sagt Roeckner. Die Modelle der Klimaforscher zeigen nämlich, dass die Erderwärmung unterschiedlich verläuft: Bis es direkt über dem Meer zwei bis drei Grad mehr sind, haben sich die hohen Luftschichten in rund 50 Kilometern Höhe bereits um etwa fünf Grad erwärmt. Das führt dazu, dass die Temperaturdifferenz zwischen unten und oben geringer wird. Um einen Tropensturm zu entfachen sind aber sehr große Unterschiede nötig. Weil dieser Zustand künftig seltener eintreten wird, sollte es weniger Hurrikane geben.

„Das sind aber nur langfristige Prognosen, wie die jeweilige Hurrikansaison verläuft, hängt von vielen weiteren Faktoren ab“, sagt der MPI-Wissenschaftler. Das habe man vor zwei Jahren beobachten können: Während es 2005 weltweit 90 Wirbelstürme gab, waren es im Jahr darauf nur 74. Eine Ursache für die kurzzeitigen Schwankungen sind bestimmte Luftströmungen, die über tausende Kilometer hinweg stabil sind. Beim Klimaphänomen La Niña etwa steigen in der Karibik, anders als sonst, enorme Luftmengen in die Höhe. „Dadurch werden die Wirbelstürme noch unterstützt“, sagt Roeckner. Weil zu Beginn dieses Jahres La Niña stark ausgeprägt war, rechnet der Meteorologe in dieser Saison mit überdurchschnittlich vielen Hurrikans.

Infolge der Erderwärmung wird auch der Aktionsradius tropischer Stürme zunehmen, denn die Gebiete, in denen es genügend warmes Wasser gibt, werden immer größer. Ob sie auch Europa treffen, wird unter den Forschern noch intensiv diskutiert. Bis nach Deutschland jedoch werden die Wirbelstürme sicher nicht kommen: Der Klimawandel lässt zwar die Temperaturen steigen, doch bei weitem nicht auf das Niveau der Karibik.

Wie sich das Wetter hierzulande bis zum Ende des Jahrhunderts entwickeln wird, haben Roeckners Kollegen vom MPI berechnet. Erste Ergebnisse der Studie, die im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) erstellt wurde, haben sie bereits vor zwei Jahren präsentiert. Nun ist der Bericht vollständig und auf der Homepage des UBA veröffentlicht. Auf 154 Seiten wird dargestellt, welche Auswirkungen der Klimawandel bis zum Jahr 2100 hat. Die Forscher gehen davon aus, dass die Temperaturen weiter steigen werden. Im Durchschnitt sind es 2,5 bis 3,5 Grad, wobei Süddeutschland stärker betroffen ist als der Norden. Es wird also winters noch weniger Schnee geben und die Sommer werden noch heißer.

Das hat zur Folge, dass die Zahl hitzebedingter Krankheiten vor allem in Süddeutschland zunehmen wird. Einen Vorgeschmack darauf brachte das Jahr 2003, als hierzulande rund 7000 Menschen an den Folgen einer Hitzewelle starben. Auch die Natur trifft es hart: Die Grundwasserspiegel sinken, wodurch beispielsweise die Waldbrandgefahr steigt. Andererseits gibt es weniger kältebedingte Krankheiten und Landwirte können mit besseren Ernten rechnen. Der Tourismus profitiert ebenfalls – schließlich muss man nicht mehr weit fahren, um sich in mediterranem Klima zu erholen.

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