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Theoretiker machen ihre Entdeckung vier Jahre vor empirischen Forschern.F: dpa

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Wissen: Im besten Alter

Karriere-Höhepunkt bei Forschern immer später

„Wer bis zum 30. Lebensjahr keinen bedeutenden Beitrag zur Wissenschaft geleistet hat, wird es nie mehr tun“, soll Physik-Genie Albert Einstein einmal gesagt haben. „Ein Physiker ist mit 30 faktisch tot.“ Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Einsteins Karriere ihren Höhepunkt hatte, mag dies gestimmt haben. Grundsätzlich aber ist mit 30 die wissenschaftliche Kreativität – und damit die Chance auf eine große Entdeckung – längst nicht verschwunden, schreiben US-Forscher in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Das belege unter anderem das Alter zahlreicher Nobelpreisgewinner zum Zeitpunkt ihrer preiswürdigen Entdeckung.

Benjamin Jones von der Northwestern Universität (Evanston/US-Staat Illinois) und Bruce Weinberg von der Ohio State Universität (Columbus/US-Staat Ohio) hatten sich die Nobelpreisträger der Jahre 1900 bis 2008 aus den Fächern Physik, Chemie und Medizin angeschaut, insgesamt 525 Wissenschaftler. Sie ermittelten, wie alt diese waren, als sie die Entdeckung machten, für die sie später den Nobelpreis bekamen. Das Ergebnis: Vor 1905 waren die Preisträger aller Bereiche zum Zeitpunkt ihrer bahnbrechenden Entdeckung tatsächlich jung: 69 Prozent der Chemiker, 63 Prozent der Mediziner und 60 Prozent der Physiker waren noch keine 40 Jahre alt. Ein Fünftel aller preiswürdigen Entdeckungen wurden vor 1905 von Wissenschaftlern unter 30 gemacht.

Im Laufe der nächsten hundert Jahre wurden junge Entdecker unter 30 dann aber immer seltener, fanden die Wissenschaftler heraus. Am Ende des 20. Jahrhunderts geht ihre Zahl gen null. Auch unter 40-Jährige finden sich immer seltener. Eine Ausnahme bildet der Bereich Physik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts: In dieser Zeit steigt die Zahl der jungen Entdecker dort zunächst sogar noch an.

Die Forscher vermuten, dass zwei Dinge dafür verantwortlich sind, dass immer ältere Wissenschaftler bedeutende Entdeckungen machen: zum einen die immer größer werdende Menge an Wissen, die junge Forscher sich aneignen müssen, bevor sie ihr Studium abschließen und selbst forschen können. Zum anderen die abnehmende Zahl rein theoretischer Arbeiten, die oft in einem jüngeren Alter erfolgen als experimentelle Untersuchungen. Der Studie zufolge machen Theoretiker ihre Entdeckungen im Schnitt mehr als vier Jahre vor empirischen Forschern.

Die zunehmende Zahl junger Wissenschaftler im Bereich Physik in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts führen die Forscher auf das Auftreten der Quantenmechanik zurück. Dieser völlig neue Teilbereich der Physik bot gerade jungen Forschern die Chance, in dem noch nicht von „alten Hasen“ dominierten Feld mit neuen Entdeckungen zu brillieren. dpa

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