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Zwei von drei Menschen, die an Malaria sterben sind Kinder unter fünf Jahren. Einfache Maßnahmen wie funktionierende Moskitonetze können viele schützen.

© picture alliance/dpa/EPA

Im Schatten von Covid-19: WHO-Bericht: Malaria-Fälle nehmen wieder zu

Das Worst-Case-Szenario ist ausgeblieben, doch Covid-19 hat den Anstieg der Malaria-Fälle beschleunigt. Für Hoffnung sorgt ein neuer Impfstoff.

Im Kampf gegen die Tropenkrankheit Malaria haben vor allem Länder in Afrika im vergangenen Jahr erneut Rückschlage hinnehmen müssen. Die Zunahme von Erkrankungen und Todesfällen hat sich durch die Corona-Pandemie beschleunigt, geht aus dem Welt-Malaria-Bericht hervor, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag vorgestellt hat.

Im Jahr 2020 gab es schätzungsweise 241 Millionen Malaria-Fälle – 14 Millionen mehr als im Jahr 2019. Die Zahl der Todesfälle stieg um fast 70.000 auf 627.000. Die WHO schätzt, dass etwa 47.000 dieser Fälle mit pandemiebedingten Unterbrechungen von Prävention, Diagnostik und Behandlung von Malaria zusammenhängen.

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Ziel der Malaria-Strategie in Gefahr

„Schon vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie haben die weltweiten Erfolge im Kampf gegen Malaria abgenommen“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus. Dennoch seien dank der Arbeit der Gesundheitsbehörden in von Malaria betroffenen Ländern die schlimmsten Prognosen über die Auswirkungen von Covid-19 nicht eingetreten. Die WHO hatte befürchtet, dass sich die Todesfälle in der schwer betroffenen Region Afrikas südlich der Sahara verdoppeln könnten. „Jetzt müssen wir dieselbe Energie und dasselbe Engagement nutzen, um die durch die Pandemie verursachten Rückschläge umzukehren und das Tempo der Fortschritte bei der Bekämpfung dieser Krankheit zu erhöhen“, so Ghebreyesus.

Zwar konnte die Zahl der Malaria-Fälle seit 2000 deutlich gesenkt werden (um 27 Prozent bis 2017), seit dem Jahr 2015 mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die Zahlen ein Plateau erreicht haben oder sogar wieder steigen. Schon im Welt-Malaria-Report für das Jahr 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie, verzeichnete die WHO einen leichten Anstieg der Malaria-Fälle um drei Prozent. Mit der aktuellen Steigerung um sechs Prozent scheint auch das Ziel der Global Technical Strategy for Malaria 2016-2030, Malaria-Erkrankungen bis 2030 um 90 Prozent zu senken, nur noch schwer erreichbar zu sein.

Besonders betroffen von der Krankheit ist weiterhin Subsahara-Afrika. 95 Prozent aller Erkrankungen und 96 Prozent aller Todesfälle entfallen laut WHO-Bericht auf diese Region. „Während die afrikanischen Länder sich der Herausforderung gestellt und die schlimmsten Vorhersagen der Auswirkungen von Covid-19 abgewendet haben, gehen durch die Folgen der Pandemie immer noch Tausende von Menschenleben verloren“, sagte Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektor für Afrika. „Die afrikanischen Regierungen und ihre Partner müssen ihre Bemühungen verstärken, damit wir gegenüber dieser vermeidbaren Krankheitnicht noch mehr an Boden verlieren .“ Moeti und Ghebreyesus forderten Investitionen in die Gesundheitsversorgung.

Die Hoffnung ruht auf Impfstoffen

Hoffnung macht den WHO-Experten vor allem die Entwicklung des neuen Malaria-Impfstoffes für Kinder namens „RTS, S/AS01“. Es ist der erste Impfstoff, der jemals von der WHO gegen Parasiten bei Menschen empfohlen wurde. Wie erste Ergebnisse zeigten, verringert die Impfung Klinikaufenthalte wegen schwerer Malaria um 30 Prozent. Zudem kam es zu keinem Rückgang bei der Verwendung von mit Insektiziden behandelten Netzen oder der Aufnahme anderer Impfungen für Kinder. Im Juli gab das Unternehmen Biontech bekannt, an einem Malaria-Impfstoff auf Basis der mRNA-Technologie zu arbeiten. Der Start der klinischen Studien sei für Ende 2022 geplant.

Neuen Schwung könnte eine Malaria-Impfkampagne durch die Unterstützung der Impfallianz Gavi erhalten. Diese kündigte vergangene Woche an, die Einführung, Beschaffung und Lieferung von Malaria-Impfstoffen im südlichen Afrika von 2022 bis 2025 mit rund 150 Millionen US-Dollar zu unterstützen. Zunächst müssten dafür jedoch Fragen geklärt werden, etwa die Erarbeitung technischer Leitlinien zur Verwendung des Impfstoffs, die Beschaffung des Impfstoffs und die Öffnung des Finanzierungsfensters, um Anträge aus Ländern zu ermöglichen, die von Gavi unterstützt werden.

„Dank der gemeinsamen Bemühungen der globalen Gemeinschaft sind wir besser gewappnet“,  sagte José Manuel Barroso, Vorstandsvorsitzender von Gavi. Sobald der Impfstoff in großem Umfang verfügbar sei, könnten Millionen von Leben geschützt werden.

Daniel Böldt

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