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Immunologie: Antikörper bekämpft AIDS-ähnliche Erkrankung bei Affen

Ansatz kommt möglicherweise zur HIV-Prävention bei Menschen infrage.

Eine Antikörperbehandlung hat das Immunsystem von Makaken, die mit einem SIV genannten Virus infiziert sind, regeneriert und so den Affen erlaubt, die Symptome einer AIDS-ähnlichen Erkrankung über Monate abzuwehren. SIV wird als Modell für HIV-Infektionen beim Menschen untersucht und die Therapie könnte schon nächstes Jahr in klinischen Tests mit HIV-Patienten erprobt werden, vorbehaltlich der Zustimmung durch die zuständigen Behörden.

Der Antikörper greift ein Protein mit der Bezeichnung „programmed death-1“ (PD-1) an, eines von mehreren Proteinen, das die Immunantwort während lang andauernder Infektionen mit HIV und Hepatitis C dämpft. Wissenschaftler haben PD-1 kürzlich als mögliche neue Therapie bei HIV-Infektionen entdeckt, in der Hoffnung, dass das Ausschalten von PD-1-Signalen wichtige Immunzellen, so genannte Killer-T-Zellen, die virusinfizierte Zellen angreifen können, wieder anregen würde.

Obwohl frühe Ergebnisse viel versprechend waren, waren diese Experimente doch nur an Mäusen und in Zellkulturen durchgeführt worden – beides lässt keine letztgültigen Schlüsse für die Übertragung auf Primaten und Menschen zu.

„Jeder war zunächst noch skeptisch“, sagt Rama Amara, HIV-Forscher am Yerkes National Primate Research Center der Emory University in Atlanta. „Selbst ich habe nicht angenommen, dass es bei Primaten so effektiv sein würde.“

Amara und seine Kollegen berichteten jetzt in Nature, dass das Blockieren von PD-1 die SIV-Level im Blut infizierter Makaken reduzierte.(1) SIV-infizierte Affen, die nicht behandelt wurden, erlagen binnen fünf Monaten nach Beginn des Experiments der AIDS-ähnlichen Erkrankung; die neun Affen, die mit Antikörpern gegen PD-1 behandelt wurden, zeigten im selben Zeitraum keine Symptome.

In Vorbereitung

Das in New Jersey ansässige Unternehmen Medarax entwickelt bereits PD-1-Antikörper zum Einsatz gegen Krebs und Hepatitis C bei Menschen und erste klinische Studien laufen derzeit. Währenddessen sagt Amara, dass er mit einem anderen US-Unternehmen, dessen Namen er nicht nennen wollte, im Gespräch sei, das hofft sich um die Zulassung zu Tests mit HIV-Patienten im nächsten Jahr bemühen zu können.

Es ist jedoch auch möglich, dass das Blockieren von PD-1 in einer Überaktivität der T-Zellen resultiert, die körpereigene Zellen angreifen, was eine unerwünschte Autoimmunreaktion verursachen könnte. „Das große Bedenken ist, wie viel Reaktivität man in diesen Zellen hervorruft“, erklärt der Immunologe John Wherry vom Wistar Institute in Pennsylvania.

Bislang haben Studien an Mäusen jedoch keine Evidenz erbracht, dass das Blockieren von PD-1 Autoimmunität verursacht, merkt er an, und die kurzzeitige Behandlung während Amaras Studie rief keine Nebenwirkungen hervor.

Amara und seine Kollegen untersuchen nun die Wirkung längerfristiger Behandlung mit dem Antikörper auf Affen. In der publizierten Studie erhielten die Makaken den Antikörper viermal über zehn Tage; das Team untersucht nun Behandlungsregime, die zwei und drei Monate währen.

Wherry und seine Kollegen haben ebenfalls die Rolle von PD-1 bei verminderter T-Zell-Reaktion untersucht. In einem Paper, das kürzlich in Nature Immunology (2) erschien, berichtete Wherrys Labor, dass das Inhibieren sowohl von PD-1 als auch eines weiteren Proteins mit der Bezeichnung LAG-3 die T-Zell-Aktivität mehr förderte als das Blockieren nur eines der Proteine. Bislang wurden diese Experimente jedoch nur an Mäusen durchgeführt. „Es gibt eindeutig weitere Interaktionsmöglichkeiten mit PD-1“, sagt er. „Wenn wir weitermachen, werden wir diese Verbindungen auch bei SIV- und HIV-Infektionen sehen.“

(1) Velu, V. et al. Nature advance online publication, doi: 10.1038/nature07662 (2008) (2) Trautmann, L. et al. Nature Immunol. doi: 10.1038/ni.1679 (2008)

Dieser Artikel wurde erstmals am 10.12.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.1295. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Heidi Ledford

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