zum Hauptinhalt

INDIEN UND DAS KASTENWESEN: Streit um Studienplatz-Reservierungen für die „Unberührbaren“

Offiziell ist Indien seit der Unabhängigkeit ein säkularer Staat. Doch das Kastenwesen prägt bis heute die Gesellschaft.

Offiziell ist Indien seit der Unabhängigkeit ein säkularer Staat. Doch das Kastenwesen prägt bis heute die Gesellschaft. Der hinduistischen Vorstellung nach wird jedem Hindu mit seiner Kaste bei der Geburt sein Beruf und sein Platz in der Gesellschaft zugewiesen. Wie wichtig das auch für das moderne Indien ist, kann man auf Webseiten wie shaadi.com sehen: Millionen Inder suchen dort für ihre Töchter und Söhne einen Ehepartner in der passenden Kaste.

Die Regierung will Diskriminierungen verhindern, indem sie für niedrige Kasten Plätze in öffentlichen Einrichtungen reserviert. An den Unis werden seit langem 22,5 Prozent der Plätze für die „Unberührbaren“ frei gehalten – also Inder der allerniedrigsten Kasten. Weitere 27 Prozent sollen künftig für andere benachteiligte Kasten reserviert werden. Die Unis protestieren: Fast die Hälfte der Plätze allein aufgrund sozialer Kriterien zu vergeben sei zu viel. Bislang waren die Proteste erfolglos.

Ist das Kastenwesen dennoch eine Hürde für Indien auf dem Weg in eine dynamische Wissensgesellschaft, weil soziales Vorankommen eigentlich nicht vorgesehen ist? Gegner der These verweisen auf eine neue Mittelschicht, die sich aus den Unberührbaren speist und die sich im Geschäftsleben der Städte durchgesetzt hat. Andere sagen: Erst wenn Indien das Kastenwesen überwunden hat, kann das Land zum Westen aufschließen. tiw

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false