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Debattiert. Auch Finnland – hier eine Uni in Helsinki – denkt über Gebühren für internationale Studierende nach.

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Internationale Studierende: Welche Studiengebühren in Europa üblich sind

Baden-Württemberg will Studiengebühren für internationale Studierende einführen. Manche europäische Staaten haben solche Gebühren längst - doch jedes Land regelt es anders.

Baden-Württembergs grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer plant, Studiengebühren für Ausländer aus Nicht-EU-Staaten einzuführen – das hat kontroverse Reaktionen ausgelöst. Die Befürworter argumentieren unter anderem damit, dass auch andere Staaten in der Europäischen Union Gebühren für Nicht-EU-Studierende erheben. Doch wie ist die Lage tatsächlich?

Eine aktuelle Studie der Europäischen Kommission zur Studienfinanzierung in Europa zeigt: Einheitlich ist die Gebührenfrage in Europa nicht geregelt. Fast jedes Land hat unterschiedliche Sätze, die Situation gleicht einem Flickenteppich. Nur eine rechtliche Vorgabe gilt überall: Studierende aus EU-Staaten müssen anders als die Kommilitonen aus Nicht-EU-Ländern mit den jeweiligen Einheimischen gleichstellt sein. Für sie können also keine Extra-Gebühren verlangt werden. Dies folgt aus dem Grundsatz der Personenfreizügigkeit innerhalb der EU.

Klar ist auch: Es verschonen durchaus einige Länder internationale Studierende komplett von Studiengebühren, wie es derzeit praktisch noch deutschlandweit der Fall ist – mit der Musikhochschule Leipzig als bislang einziger Ausnahme. In Norwegen, Finnland, Griechenland und Tschechien müssen Nicht-EU-Ausländer ebenso keine Studiengebühren zahlen, wobei das in Tschechien und Finnland nur für diejenigen gilt, die in der Landessprache studieren. In die Reihe der eher großzügigen Staaten gehört auch Frankreich. Dort zahlen alle Studierenden unabhängig von der Herkunft weniger als 200 Euro pro Jahr.

Österreich geht ähnlich vor, wie Baden-Württemberg es plant

Studiengebühren ausschließlich für Nicht-EU-Ausländer – das Modell, das Baden-Württemberg vorschwebt – erheben derzeit zum Beispiel Österreich, das gut 700 Euro pro Semester von internationalen Studierenden nimmt, Polen (ab 2000 Euro pro Jahr) und Schweden (ab 9700 Euro).

Alle Studierenden zahlen Gebühren, es gibt aber keine Extra-Sätze für Nicht-EU-Studierende: Auch diese Variante lässt sich in Europa finden. Dazu gehören Italien, Spanien, Luxemburg, Island und Liechtenstein. In Italien etwa müssen die Studiengebühren bei mindestens rund 200 Euro pro Jahr liegen, je nach Uni, Studiengang und familiären Hintergrund können sie aber auch auf über 2000 Euro steigen. In Spanien variieren die Gebühren zwischen gut 700 und 2000 Euro.

Schließlich gibt es eine Reihe von Ländern, die die Landeskinder für das Studium zahlen lassen, für Nicht-EU-Studierende aber noch einmal höhere Beiträge nehmen. Aktuell häufig diskutiertes Beispiel ist Großbritannien. Nach dem Brexit könnten dort auch auf Studierende aus EU-Staaten und damit auch aus Deutschland die höheren Gebühren zukommen. In England zahlen Nicht-EU-Studierende derzeit bis zu 80 Prozent mehr als Einheimische und EU-Bürger, für die die Gebühren in der Regel bei 9000 Pfund (aktuell knapp 10 000 Euro) liegen. Wales, Schottland und Nordirland haben eigene, geringfügig abweichende Systeme. Ähnliche Unterschiede gibt es auch in Irland.

Oft haben die Hochschulen freie Hand bei den Studiengebühren

Mehrere Länder geben ihren Hochschulen zudem freie Hand, was die Gebührengestaltung für internationale Studierende angeht. Dazu gehören Dänemark, Portugal und die Niederlande.

Europaweit jedenfalls geht der Trend dahin, Studierende stärker zahlen zu lassen – weil sich der Staat gerade in Ländern, die von der Finanzkrise betroffen sind, immer mehr aus der Hochschulfinanzierung zurückgezogen hat. So denkt inzwischen auch Finnland über Gebühren für Nicht-EU-Ausländer nach. Dass es auch anders geht, hat in diesem Jahr Spanien bewiesen. Zwar wurden Studiengebühren nicht abgeschafft. Aber immerhin wurde ein neues, vom Staat gefördertes Stipendiensystem für Studierende aufgelegt.

Lesen Sie hier auch einen Kommentar zu den Plänen in Baden-Württemberg.

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