zum Hauptinhalt
Wolke mit Folgen. Die Asche des Eyjafjallajökull legte den europäischen Flugverkehr lahm. Foto: p-a/dpa

© picture alliance / dpa

Wissen: Isländische Vulkane spucken häufig Asche nach Europa

Für tausende Flugreisende war der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 eine Katastrophe: Tagelang ging kein Flug, es blieb endloses Warten oder beschwerliches Reisen mit Bussen, Eisenbahnen und Fähren. Für Geowissenschaftler hingegen war die Eruption ein Glücksfall.

Für tausende Flugreisende war der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 eine Katastrophe: Tagelang ging kein Flug, es blieb endloses Warten oder beschwerliches Reisen mit Bussen, Eisenbahnen und Fähren. Für Geowissenschaftler hingegen war die Eruption ein Glücksfall. Sie konnten untersuchen, wie ein Vulkanausbruch im Detail abläuft – einschließlich der Verbreitung der Aschewolke. Zwei solche Studien sind jetzt im Fachjournal „Geology“ veröffentlicht worden.

Das Team um Graeme Swindles von der Universität Leeds hat sich mit den Fernwirkungen des Ausbruchs befasst. Die Wissenschaftler schauten, wo in Europa die Asche niederging. Zudem werteten sie historische Aufzeichnungen sowie Daten zu älteren Ascheschichten in Nordeuropa aus. So entstand eine 7000 Jahre umfassende Chronologie von Vulkanausbrüchen, deren Asche nachweislich unseren Luftraum erreichte. Das war unerwartet häufig der Fall, zeigt die Analyse.

Bezogen auf die letzten 1000 Jahre zeigt die Statistik: Im Schnitt gelangen alle 56 Jahre große Mengen Asche bis nach Nordeuropa. Und das sei noch eine sehr konservative Schätzung, schreiben Swindless und Kollegen. Man müsse davon ausgehen, dass die oftmals nur hauchdünnen Ascheschichten in den Sedimenten Großbritanniens, Skandinaviens oder Deutschlands schlecht erhalten sind und damit leicht übersehen werden.

Was in der Nähe des Eyjafjallajökulls geschah, haben Jacopo Taddeucci vom italienischen Nationalinstitut für Geophysik und Vulkanologie und sein Team untersucht. Sie verglichen Bilder einer Hochgeschwindigkeitskamera, die sieben Kilometer vom Schlot entfernt aufgestellt worden war, mit Gesteinsproben, die sie zeitgleich vom Rand des Vulkans genommen hatten. Fast 90 Prozent der ausgeworfenen Partikel waren demnach bereits in der Luft zusammengebacken, berichten sie. So entstanden schwerere Klumpen, die früher zu Boden fielen als einzelne Partikel. Solche Vorgänge sind entscheidend für die Frage, wie weit und in welcher Menge Aschepartikel transportiert werden.

Mit der Kameratechnik sei es möglich, Informationen wie Partikelgröße und Fluggeschwindigkeit nahezu in Echtzeit zu liefern, schreiben die Wissenschaftler. Bei künftigen Eruptionen könnte das Verfahren helfen, durch die heiße Asche gefährdete Regionen schneller zu identifizieren und zu warnen. Ralf Nestler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false